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Die Ereignisse dieser Woche zeigen, wie sich die tektonischen Platten der globalen Technologielandschaft verschieben. Während politische Reformen in Brüssel im Verwaltungsapparat versanden, formieren sich andernorts neue Machtzentren – jenseits demokratischer Kontrolle, aber mit enormer Gestaltungskraft. OpenAI baut mit Broadcom eigene Chips und greift damit tief in die industrielle Wertschöpfung ein. Microsoft und seine Partner sichern sich hunderttausende GPUs und erschließen neue Energiequellen – bis hin zur Kernkraft – um die KI-Ökonomie am Laufen zu halten.
Gleichzeitig wächst die Verwundbarkeit: KI wird zur Waffe im Cyberraum, und die Grenzen zwischen Innovation, Infrastruktur und Sicherheit verschwimmen. Was sich abzeichnet, ist kein gewöhnlicher Technologiewettlauf, sondern eine Neustrukturierung globaler Souveränität – getrieben von Rechenleistung, Kapital und Kontrolle über die Basisressourcen des digitalen Zeitalters.
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Was Sie in diesem Briefing erwartet
News: Draghi-Reformen versanden im Brüsseler Verwaltungsapparat, OpenAI und Broadcom entwickeln eigene KI-Chips in großem Stil, Microsoft bringt mit Nscale 200.000 Nvidia-GPUs in Rechenzentren, Microsoft und Google setzen auf Atomkraft für KI-Rechenzentren, Nvidia und Microsoft investieren in 40-Milliarden-Dollar-Rechenzentren-Deal, OpenAI wächst zum dominanten Giganten im Silicon Valley & Microsoft warnt vor KI-getriebenen Cyberattacken aus China und Russland
Deep Dive: Wie Europas digitale Souveränität im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz Vertrauen neu erschaffen kann
In aller Kürze: Anthropic schlägt wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Vorbereitung auf KI-Auswirkungen vor, Kalifornien verschärft Kinderschutzgesetze für Onlineplattformen und KI-Anwendungen, IBM integriert Claude in Entwicklungssoftware für sichere produktive KI-Automatisierung, Recursive Language Models ermöglichen effiziente Verarbeitung extrem langer Eingaben & Alibaba Cloud reduziert GPU-Verbrauch bei LLMs mit neuem Pooling-System Aegaeon
Videos & Artikel: Führende KI-Labore zeigen wie leicht heutige Schutzmechanismen gegen Jailbreaks versagen, Industrie kämpft mit KI-Integration wegen fragmentierter CAD-Infrastruktur und Monopolen, OpenAI will mit Blueprint und Academy Millionen Menschen für KI-Arbeit qualifizieren, Jack Clark warnt vor unkritischem KI-Fortschritt und ruft zu gesellschaftlicher Einbindung auf & KI reduziert Junior-Einstellungen vor allem bei mitteltalentierten Hochschulabsolventen
Impuls: KI statt Callcenter
Umfrage: Wie geht Ihr Unternehmen mit der Geschwindigkeit des KI-Fortschritts um?
Meinung der Redaktion: Deutschland muss endlich lernen, digitale Unabhängigkeit als strategische Pflicht zu begreifen
Praxisbeispiel: Claude Agent Skills 🤖
YouTube: Wir stehen am Anfang einer neuen Zivilisation 🌏

Europäische Souveränität
Draghi-Reformen versanden im Brüsseler Verwaltungsapparat

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Vor einem Jahr präsentierte Mario Draghi einen wegweisenden Bericht zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU. Heute kritisieren führende Wirtschaftsvertreter und Politiker das nahezu vollständige Ausbleiben konkreter Umsetzungen. Nur 15 Prozent der Reformvorschläge befinden sich laut dem Draghi-Tracker der JEDI-Initiative in Bearbeitung, 45 Prozent werden nicht einmal diskutiert. Hauptkritikpunkte sind der anhaltende Bürokratieaufbau, mangelnde Investitionen und fehlende strategische Steuerung. Auch der frühere Letta-Report zum Binnenmarkt sei in Vergessenheit geraten. Die EU verspiele damit Chancen, ihre ökonomische Souveränität in einer geopolitisch zunehmend fragmentierten Welt zu sichern.
Fortschrittsbilanz der Draghi-Reformen: Laut dem Thinktank JEDI wurden bisher keine der im Draghi-Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen vollständig umgesetzt, obwohl zentrale Forderungen wie Bürokratieabbau und strategische Investitionen angesichts geopolitischer Unsicherheiten an Relevanz gewonnen haben.
Wirtschaft warnt vor Reformstau: Vertreter wie Hildegard Müller vom VDA und Astrid Hamker vom CDU-Wirtschaftsrat kritisieren, dass der Bericht in Brüssel ignoriert werde. Anstatt Handlung zu folgen, verliere sich die EU in kleinteiliger Regulierung, was die Wettbewerbsfähigkeit untergrabe.
Fehlende politische Führung: Kritik richtet sich insbesondere an die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen. Der Wille zur Umsetzung struktureller Reformen werde durch administrative Trägheit und politisches Zögern ausgebremst – mit verheerenden Folgen für die wirtschaftliche Resilienz Europas.
Warum das wichtig ist: Das Scheitern der Draghi-Reformen steht sinnbildlich für Europas strategische Lähmung: Der Kontinent erkennt seine strukturellen Defizite, handelt aber nicht. Damit droht der EU der Übergang von einem wirtschaftlichen Machtzentrum zu einem administrativen Zuschauer im globalen Wettbewerb. Ohne institutionellen Mut, Kapitalmobilisierung und industriepolitische Zielklarheit bleibt die Idee europäischer Souveränität rhetorisch – während andere Wirtschaftsräume ihre strategischen Interessen längst operativ absichern. Die eigentliche Gefahr liegt nicht im Reformstau selbst, sondern in der wachsenden Akzeptanz politischer Ohnmacht als Normalzustand.
Präsentiert von Zive
Zive lädt zum AI‑Webinar Action statt Theorie

Quelle: Zive
Zusammenfassung: Am 29. Oktober 2025 um 14:00 CET veranstaltet Zive, die europäische Enterprise‑KI‑Plattform, ein 45‑minütiges Live‑Webinar zum EU AI Act. Teilnehmende erhalten fundierte Einblicke in Pflichten, Risiken und Umsetzungsschritte. Im Fokus stehen praxisnahe Handlungsempfehlungen, Live‑Q&A mit Fachleuten sowie Zugang zu einem exklusiven Compliance‑Selbsttest und einer AI‑Community. Die Veranstaltung verbindet regulatorische Klarheit mit Innovationspraxis.
Über Zive: Als deutsches Startup mit Sitz in Hamburg bietet Zive eine KI-Plattform, die Unternehmenswissen mit modernsten LLMs integriert – DSGVO-konform, mit ISO 27001-Zertifizierung und vollständiger Datenkontrolle.
Innovationskraft & Wachstum: Zive hat im September 2024 rund €2,8 Mio. Wachstumskapital von Headline eingesammelt, um Produktentwicklung und Marktausweitung zu beschleunigen.
Technologie & Nutzen: Die Plattform vereint KI‑Chat, Unternehmenssuche, Agenten und Wissensverwaltung. Sie unterstützt Multi‑LLM‑Strategien, integriert sich nahtlos in bestehende Systeme und ermöglicht sichere KI‑Nutzung mit höchsten Compliance-Standards.
Warum das wichtig ist: Mit Zive als Veranstalter profitieren Sie von direktem Zugang zu einer KI‑Plattform, die KI‑Compliance und Innovation verbindet. Für Entscheider ist dieses Webinar nicht nur Informationsvermittlung, sondern auch Brücke in eine KI‑Zukunft, die rechtlich abgesichert und praxisrelevant zugleich ist.
Strategische Allianzen
OpenAI und Broadcom entwickeln eigene KI-Chips in großem Stil

Quelle: OpenAI
Zusammenfassung: OpenAI und Broadcom haben eine strategische Partnerschaft angekündigt, um gemeinsam KI-Systeme mit einer Leistung von 10 Gigawatt zu entwickeln und bereitzustellen. OpenAI entwirft dabei eigene KI-Beschleuniger, während Broadcom die dazugehörige Netzwerk- und Recheninfrastruktur liefert. Die Auslieferung der Systeme soll ab der zweiten Jahreshälfte 2026 beginnen und bis Ende 2029 abgeschlossen sein. Durch die Integration von Hard- und Software erhofft sich OpenAI, Fortschritte aus der Modell- und Produktentwicklung direkt ins Silizium zu übertragen. Die Systeme werden weltweit in eigenen und Partner-Rechenzentren eingesetzt, um der wachsenden Nachfrage nach KI-Rechenleistung zu begegnen.
Neues Hardware-Ökosystem für KI-Cluster: OpenAI setzt mit eigens entwickelten Chips auf eine vertikale Integration seiner KI-Infrastruktur, um die Leistungsfähigkeit seiner Modelle durch maßgeschneiderte Hardware zu steigern. Broadcom liefert dazu Ethernet-basierte Netzwerktechnologien für die Skalierung auf System- und Cluster-Ebene.
Langfristige Skalierung auf 10 Gigawatt Rechenleistung: Der Rollout der Systeme erfolgt schrittweise über vier Jahre und soll OpenAI in die Lage versetzen, eine neue Generation von KI-Clustern mit hoher Energieeffizienz und globaler Skalierbarkeit zu betreiben. Die erste Welle beginnt ab Mitte 2026, mit finalem Abschluss bis Ende 2029.
Stärkung der Unabhängigkeit im KI-Infrastrukturbereich: Die Zusammenarbeit mit Broadcom erlaubt OpenAI eine stärkere Kontrolle über die technologische Basis seiner Modelle. Damit verringert das Unternehmen seine Abhängigkeit von klassischen Halbleiterherstellern wie NVIDIA oder AMD und etabliert ein eigenes Innovationsmodell in der KI-Hardwareentwicklung.
Warum das wichtig ist: OpenAIs Einstieg in die Chipentwicklung verschiebt die Machtverhältnisse im globalen Technologiewettbewerb. Wer die Hardware kontrolliert, kontrolliert die Innovationsgeschwindigkeit – und damit den Zugang zu Rechenleistung, dem zentralen Produktionsfaktor der KI-Ökonomie. Die Partnerschaft mit Broadcom steht für den Beginn einer Ära, in der technologische Führer ihre Lieferketten schließen, um Abhängigkeiten und geopolitische Risiken zu reduzieren. Damit entsteht ein neues Industrieparadigma: Fortschritt entsteht nicht mehr durch offene Ökosysteme, sondern durch vertikal integrierte Strukturen, in denen nur wenige Akteure die gesamte Wertschöpfung – von Silizium bis Software – beherrschen.
Infrastruktur
Microsoft bringt mit Nscale 200.000 Nvidia-GPUs in Rechenzentren

Quelle: NSCALE
Zusammenfassung: Das US-amerikanische Startup Nscale hat eine weitreichende Infrastrukturvereinbarung mit Microsoft geschlossen. Im Rahmen des Deals werden rund 200.000 Nvidia GB300 GPUs in vier Rechenzentren in Europa und den USA installiert. Der Ausbau erfolgt sowohl durch Nscale selbst als auch über ein Joint Venture mit dem norwegischen Investor Aker. Die Verteilung umfasst 104.000 GPUs in Texas, 12.600 in Portugal, 23.000 in England und 52.000 in Norwegen. Die Auslieferung beginnt Anfang 2026 und läuft bis 2027. Nscale wurde erst 2024 gegründet, hat aber bereits über 1,7 Milliarden Dollar Kapital eingesammelt und plant ein IPO für Ende 2026.
Technologischer Rollout in vier Ländern: Nscale wird die Hälfte der 200.000 GPUs im texanischen Rechenzentrum von Ionic Digital installieren. Die weiteren Standorte sind das Start Campus in Sines (Portugal), eine Anlage in Loughton (England) und Microsofts AI-Campus in Narvik (Norwegen). Die Umsetzung soll schrittweise bis 2027 erfolgen.
Strategische Partnerschaften und Kapitalstruktur: Neben Microsoft sind auch Nvidia, Aker und Nokia strategische Partner von Nscale. Die Finanzierung stammt unter anderem von G Squared, Point72 und Sandton Capital Partners. Der Gesamtwert des GPU-Deals dürfte in die Milliarden gehen und stärkt Nscales Position als globaler Hyperscaler für KI-Infrastruktur.
Marktdynamik bei GPU-Infrastruktur: Nscale reiht sich mit dem Deal in eine Serie massiver GPU-Investitionen ein. OpenAI sicherte sich kürzlich Chips im Umfang von sechs Gigawatt von AMD und plant mit Nvidia ein Investitionspaket von bis zu 100 Milliarden Dollar – ein klarer Indikator für die wachsende Nachfrage nach Hochleistungsinfrastruktur.
Warum das wichtig ist: Der Nscale-Deal mit Microsoft zeigt, wie sich das Machtgefüge in der globalen Recheninfrastruktur verschiebt. Kapital, Chips und Energie werden zu strategischen Ressourcen, und wer sie kontrolliert, definiert künftig die Grenzen technologischer Souveränität. Dass ein junges Unternehmen in kürzester Zeit eine derart große GPU-Kapazität aufbaut, verdeutlicht die Geschwindigkeit, mit der sich der Markt konsolidiert – hin zu einem Oligopol weniger Akteure mit nahezu unbegrenztem Skalierungspotenzial. Für Europa eröffnet die geografische Verteilung zwar Chancen auf technologische Teilhabe, doch die Abhängigkeit von US-Konzernen bleibt bestehen, solange eigene Infrastrukturinitiativen keine industrielle Tiefe entwickeln.
Energie
Microsoft und Google setzen auf Atomkraft für KI-Rechenzentren

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Technologiekonzerne wie Microsoft, Google und Meta investieren zunehmend in Kernenergie, um den steigenden Strombedarf ihrer KI-Infrastruktur zu decken. Neben Stromabnahmeverträgen mit bestehenden Reaktoren wie Three Mile Island engagieren sich Unternehmen auch in der Entwicklung kleiner modularer Reaktoren (SMRs), die als günstigere und sicherere Alternative gelten. Noch ist diese Technologie nicht marktreif, doch angesichts explodierender Energiekosten und wachsender Nachfrage nach zuverlässiger, CO₂-freier Energie setzen viele Firmen auf frühzeitige Partnerschaften mit der Nuklearindustrie. Kritik gibt es an Kosten, Risiken und gesellschaftlicher Akzeptanz.
SMRs und kommerzielle Realität: Die meisten SMR-Projekte befinden sich noch im Planungs- oder Pilotstadium, mit bisher nur wenigen in Betrieb genommenen Reaktoren weltweit. Die fehlende industrielle Skalierung und hohe regulatorische Anforderungen bremsen eine schnelle Verfügbarkeit.
Investitionsdruck und Unsicherheiten: Der Bau und Betrieb nuklearer Anlagen erfordert enorme Kapitalbindung bei gleichzeitig langer Amortisationszeit. Für Techkonzerne bedeutet das ein Investment mit hohem Risiko, vor allem angesichts fehlender Standardisierung und sich wandelnder Energiepolitik.
Akzeptanz und politischer Widerstand: Trotz wachsender Zustimmung in Teilen der Bevölkerung stoßen neue Atomprojekte vielerorts auf Ablehnung. Vor allem der Umgang mit Atommüll und die Erinnerung an frühere Unfälle wie Three Mile Island oder Fukushima prägen das öffentliche Klima und erschweren Genehmigungen.
Warum das wichtig ist: Die Hinwendung von Techkonzernen zur Kernenergie verändert die Architektur globaler Energieversorgung. Wer eigene, verlässliche Energiequellen kontrolliert, sichert nicht nur Rechenleistung und Kostenvorteile, sondern verschiebt auch das Machtgefüge zwischen Wirtschaft und Staat. Energie wird vom öffentlichen Gut zum strategischen Wettbewerbsfaktor, und die großen Plattformunternehmen entwickeln sich zu quasi-souveränen Akteuren mit eigener Infrastruktur und Versorgungshoheit. Diese Entkopplung von öffentlichen Netzen könnte langfristig die Grenzen zwischen industrieller Selbstversorgung und staatlicher Energiepolitik neu definieren.
Infrastruktur
Nvidia und Microsoft investieren in 40-Milliarden-Dollar-Rechenzentren-Deal

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Ein Konsortium unter Beteiligung von Nvidia, Microsoft, BlackRock und Elon Musks xAI übernimmt den Rechenzentrumsbetreiber Aligned Data Centers für 40 Milliarden US-Dollar. Verkäufer ist Macquarie Asset Management. Der Deal wird von der Artificial Intelligence Infrastructure Partnership (AIP) getragen, die 2024 von BlackRock, MGX, Microsoft und Nvidia gegründet wurde. Aligned betreibt 50 Rechenzentrumscampusse mit über 5 Gigawatt Kapazität in Nord- und Südamerika. Es handelt sich um die bislang größte globale Transaktion in der Rechenzentrumsbranche. Die Übernahme soll 2026 abgeschlossen sein, vorbehaltlich regulatorischer Freigaben.
Rechenzentrumsinfrastruktur in Nord- und Südamerika: Aligned betreibt ein Netz von 50 Rechenzentren mit aktiver und geplanter Kapazität von mehr als 5 Gigawatt. Das Unternehmen hat sich auf skalierbare AI-Workloads spezialisiert und liefert Infrastruktur für hyperskalige Anforderungen.
Strategische Allianz zwischen Tech- und Finanzgiganten: AIP vereint Kapital und Expertise von Nvidia, Microsoft, BlackRock, MGX, Temasek, xAI und der Kuwait Investment Authority. Ziel ist es, bis zu 30 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital in AI-Infrastrukturprojekte zu investieren.
Marktsignal durch Rekordübernahme: Mit einem Volumen von 40 Milliarden US-Dollar setzt der Deal neue Maßstäbe in der Branche. Der Vorstoß signalisiert, wie hoch der künftige Bedarf an Rechenleistung für generative KI eingeschätzt wird – und wie tief das Vertrauen in langfristige Nachfrage ist.
Warum das wichtig ist: Die Übernahme von Aligned Data Centers steht für den Beginn einer neuen Phase industrieller Konzentration in der digitalen Infrastruktur. Kapital, Cloud und Chips verschmelzen zu einem geschlossenen Ökosystem, in dem nur noch Akteure mit enormer Finanz- und Technologiekraft den Takt vorgeben. Rechenleistung wird zum strategischen Vermögenswert – kontrolliert von wenigen globalen Allianzen, die die Grundlage künftiger Innovations- und Wertschöpfungsketten bestimmen. Für alle anderen Marktteilnehmer gilt: Ohne Zugang zu dieser Infrastruktur entsteht keine technologische Handlungsfreiheit mehr, sondern nur noch Abhängigkeit von den neuen Infrastruktur-Oligopolen.
Plattformökonomie
OpenAI wächst zum dominanten Giganten im Silicon Valley

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: OpenAI hat sich binnen weniger Jahre von einem ambitionierten Forschungsprojekt zum dominanten Akteur der globalen KI-Wirtschaft entwickelt. Mit einer Marktbewertung von 500 Milliarden US-Dollar, strategischen Allianzen mit Nvidia, Oracle, AMD und Broadcom sowie dem massiven Ausbau eigener Infrastruktur definiert OpenAI die Spielregeln der aktuellen Technologieära. Die Reichweite der Produkte, allen voran ChatGPT mit 800 Millionen wöchentlichen Nutzern, wird durch eine wachsende App-Plattform und neue Anwendungen wie Sora oder Codex ständig erweitert. Sam Altman und sein Team treiben eine vertikale Integration voran, die von Hardware über Software bis zur Endanwendung reicht – ohne Rücksicht auf etablierte Grenzen oder Wettbewerber.
Dominanz durch vertikale Integration: OpenAI sichert sich durch Partnerschaften mit Halbleiterunternehmen und eigene Infrastrukturprojekte zentrale Ressourcen für die KI-Zukunft. Der Konzern kontrolliert damit nicht nur die Anwendungsebene, sondern auch die technischen Grundlagen seiner Dienste – eine Strategie, die klassischen Plattformmodellen wie Apple oder Amazon ähnelt, aber aggressiver skaliert wird.
Verdrängungswettbewerb für Startups: Viele junge Unternehmen sehen sich gezwungen, Nischen zu suchen, in denen OpenAI nicht unmittelbar aktiv wird. Bereiche mit regulatorischer Komplexität wie Gesundheitswesen oder Finanzindustrie bieten derzeit noch Rückzugsräume. Doch die Dynamik, mit der OpenAI neue Felder betritt, erschwert jede langfristige Planung und macht technische Alleinstellungsmerkmale obsolet.
Exponentielles Wachstum ohne Börsenlogik: OpenAI und andere führende KI-Firmen wie Anthropic agieren derzeit außerhalb öffentlicher Kapitalmärkte. Diese Intransparenz erlaubt eine aggressive Ausweitung der Geschäftstätigkeit, bei der Milliardeninvestitionen möglich sind, ohne sich der kurzfristigen Logik von Investoren oder Quartalsberichten unterordnen zu müssen.
Warum das wichtig ist: Der Aufstieg von OpenAI verändert die Machtarchitektur der Technologiebranche grundlegend. Das Unternehmen vereint Forschung, Kapital und Infrastruktur in einer Dichte, die traditionelle Marktmechanismen aushebelt. Innovationsführerschaft entsteht nicht länger durch technologische Kreativität allein, sondern durch Kontrolle über Rechenleistung, Datenströme und Plattformzugänge. Damit verschiebt sich der Wettbewerb von Ideen hin zu einem Infrastrukturspiel, in dem nur wenige Akteure über die Mittel verfügen, die nächste technologische Epoche aktiv zu gestalten.
Cybersecurity
Microsoft warnt vor KI-getriebenen Cyberattacken aus China und Russland

Quelle: Microsoft
Zusammenfassung: Microsoft warnt in seinem neuen Digital Threats Report vor einem starken Anstieg KI-basierter Cyberangriffe durch staatliche Akteure aus China, Russland, Iran und Nordkorea. Die Zahl identifizierter Desinformationskampagnen und digitaler Täuschungsversuche hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Die Angreifer setzen KI ein, um realistische Deepfakes zu erzeugen, Phishing-Angriffe zu optimieren und in kritische Infrastrukturen einzudringen. Dabei sind vor allem die USA Zielscheibe, aber auch andere Länder wie Israel und die Ukraine geraten zunehmend ins Visier. Die Angriffe bedrohen sowohl staatliche als auch privatwirtschaftliche Systeme, während viele Organisationen noch immer veraltete Sicherheitsstrukturen nutzen.
Technologische Ausweitung von Cyberoperationen: KI wird zunehmend zur Automatisierung und Optimierung digitaler Angriffe eingesetzt – etwa durch realitätsnahe Täuschungsmanöver, Sprachverbesserung in Phishing-Mails oder gefälschte Identitäten, mit denen sensible Systeme infiltriert werden können.
Geopolitisch motivierte Zielauswahl: Die USA bleiben Hauptziel staatlich gesteuerter Angriffe, doch auch Konflikte in Israel und der Ukraine verlagern sich ins Digitale. Der Cyberspace entwickelt sich damit zum strategischen Nebenkriegsschauplatz geopolitischer Auseinandersetzungen.
Fehlende Resilienz bei Betroffenen: Trotz steigender Bedrohungslage fehlt es vielen Organisationen an zeitgemäßen Schutzmaßnahmen. Veraltete IT-Strukturen treffen auf hochentwickelte Angriffstechniken – ein gefährliches Ungleichgewicht, das laut Microsoft dringenden Handlungsbedarf erfordert.
Warum das wichtig ist: KI verändert das Kräfteverhältnis im digitalen Raum – von menschlicher Täuschung hin zu automatisierter Manipulation. Staatliche und kriminelle Akteure nutzen generative Systeme, um Cyberangriffe zu skalieren, Glaubwürdigkeit zu simulieren und Verteidigungsmechanismen zu überfordern. Damit verschwimmen die Grenzen zwischen Desinformation, Spionage und digitaler Sabotage. Die Folge ist ein neues Sicherheitsparadigma, in dem Geschwindigkeit, Kontextverständnis und adaptive Verteidigung entscheidend werden. Wer auf statische Schutzsysteme setzt, verliert nicht nur Daten, sondern die Fähigkeit, auf digitale Eskalationen überhaupt noch reagieren zu können.

Datensouveränität
Wie Europas digitale Souveränität im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz Vertrauen neu erschaffen kann
In einer Welt, in der Künstliche Intelligenz Inhalte täuschend echt erschafft, verschwimmen Wahrheit und Fiktion immer stärker. Gefälschte Videos, manipulierte Stimmen und erfundene Texte verbreiten sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Kann Europa in diesem digitalen Sturm eine Insel des Vertrauens bleiben? Der Wettlauf um Wahrheit wird längst nicht mehr nur in Redaktionen oder Laboren entschieden, sondern in Algorithmen, Datenräumen und rechtlichen Rahmen. Und doch liegt genau dort die Chance, Desinformation nicht zur neuen Normalität werden zu lassen, sondern Transparenz und Verantwortung zum Fundament der digitalen Gesellschaft zu machen.
Ein neuer Realitätskampf im digitalen Zeitalter
Generative KI hat die Grenzen zwischen Realität und Simulation nahezu aufgehoben. Ob gefälschte Wahlvideos oder erfundene Studien – digitale Fiktionen können heute so glaubwürdig wirken, dass sie selbst Fachleute täuschen. Deepfakes, synthetische Stimmen oder KI-generierte Artikel zirkulieren millionenfach in sozialen Netzwerken und beeinflussen politische Debatten ebenso wie wirtschaftliche Entscheidungen. Die Folge ist ein Erosionsprozess des Vertrauens in Quellen und Institutionen. Doch die Technologie selbst ist nicht der Feind. Sie spiegelt lediglich die Ambivalenz ihrer Nutzung wider: Dieselben Modelle, die Desinformation erzeugen können, ermöglichen auch kreative Effizienz, medizinische Innovation oder demokratische Teilhabe. Der Kern der Herausforderung liegt darin, wie Europa diese Technologien einbettet – mit klaren Regeln, technischer Kompetenz und einem Wertekompass, der Transparenz über Manipulation stellt.
Wie erklärbare KI und Forschung Vertrauen wiederherstellen wollen
Die Forderung nach erklärbarer KI ist zur Leitidee verantwortungsvoller Technologie geworden. Denn solange neuronale Netze als Blackbox agieren, bleibt Vertrauen eine Illusion. Europäische Forschungseinrichtungen arbeiten daher intensiv daran, Entscheidungswege von KI-Systemen nachvollziehbar zu machen. Explainable AI soll nicht nur Fachleuten helfen, Verzerrungen aufzudecken, sondern auch Bürgerinnen befähigen, algorithmische Urteile zu verstehen. Der EU AI Act greift dieses Prinzip auf: Hochrisiko-Systeme müssen künftig nachvollziehbare Ergebnisse liefern. Transparenz wird damit von einer ethischen Empfehlung zu einer gesetzlichen Pflicht. Erklärbare KI ist mehr als Technik – sie ist ein demokratisches Werkzeug. Denn nur wer die Logik einer Maschine begreift, kann ihr bewusst vertrauen oder widersprechen. So wird aus der Blackbox eine Dialogfläche zwischen Mensch, Maschine und Gesellschaft.
Europäische Datensouveränität als strategische Antwort auf Abhängigkeit und Kontrollverlust
Während die USA und China ihre KI-Infrastrukturen längst dominieren, ringt Europa um digitale Unabhängigkeit. Datensouveränität bedeutet hier nicht bloß Datenschutz, sondern die Fähigkeit, Datenströme, Cloudsysteme und KI-Modelle unter eigener Kontrolle zu halten. Noch heute fließen sensible Informationen europäischer Unternehmen über Server amerikanischer Anbieter – ein geopolitisches Risiko, das Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit gleichermaßen bedroht. Mit Projekten wie GAIA-X, Investitionen in europäische Rechenzentren und der Förderung heimischer KI-Start-ups entsteht ein Gegengewicht. Unternehmen wie Aleph Alpha oder Mistral AI zeigen, dass europäische Exzellenz und Werteorientierung keine Gegensätze sind. Doch Datensouveränität ist kein Zustand, sondern ein Prozess – er verlangt politische Entschlossenheit, technologische Kompetenz und wirtschaftliche Allianzen, um Europas digitale Zukunft selbstbestimmt zu gestalten.
Forschung und Technologie im Kampf gegen Desinformation
Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat den Ernst der Lage erkannt und entwickelt Werkzeuge, um Falschinformationen technisch zu entlarven. Neue Deepfake-Detektoren analysieren winzige Pixelabweichungen oder Tonmuster und können mit hoher Präzision künstliche Inhalte identifizieren. Parallel dazu entstehen Standards für Content Provenance, also digitale Herkunftsnachweise, die jedem Medium einen überprüfbaren Entstehungspfad zuordnen. Diese technologischen Fortschritte verbinden sich mit pädagogischen Konzepten: Aufklärung über Medienkompetenz wird als entscheidender Hebel gesehen, um Menschen zu befähigen, Desinformation zu erkennen. Forschung, Technik und Bildung wirken hier zusammen. Europa könnte sich durch diesen integrativen Ansatz absetzen – nicht durch das lauteste Narrativ, sondern durch die glaubwürdigste Infrastruktur für Wahrheit.
Regulierung als Ausdruck einer wertebasierten technologischen Ordnung
Mit dem EU AI Act und dem Digital Services Act zieht Europa klare Linien: Wer KI nutzt, muss Verantwortung übernehmen. Inhalte, die künstlich erzeugt oder manipuliert sind, sollen künftig eindeutig gekennzeichnet werden. Große Plattformen werden verpflichtet, Desinformationsrisiken systematisch zu bewerten und Gegenmaßnahmen offenzulegen. Diese Regulierung zielt nicht auf Kontrolle von Meinung, sondern auf Kontrolle von Intransparenz. Sie schafft ein Gleichgewicht zwischen Innovationsfreiheit und gesellschaftlichem Schutz. Der AI Act verwandelt ethische Appelle in rechtsverbindliche Standards und zeigt, dass Demokratie auch im digitalen Raum Gestaltungsfähigkeit besitzt. Europa setzt damit ein globales Signal: Fortschritt ist nur nachhaltig, wenn er sich an Rechenschaft und Nachvollziehbarkeit misst.
Vertrauen als neue Währung europäischer Identität im digitalen Raum
Der entscheidende Wandel liegt darin, Vertrauen als Ressource zu begreifen. Herkunftsnachweise wie C2PA oder Adobes Content Credentials geben digitalen Inhalten einen „Ausweis“, der ihre Authentizität beweist. Werden solche Systeme breit genutzt, könnte der digitale Raum wieder einen Wahrheitsanker erhalten. Große Technologiekonzerne beginnen, diese Standards in ihre Produkte zu integrieren – doch ihr Erfolg hängt davon ab, dass Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam handeln. Europas Stärke liegt in seiner Fähigkeit, Technologie mit Ethik zu verbinden. Wenn es gelingt, KI, Datenkontrolle und Regulierung zu einer kohärenten Vertrauensstrategie zu verweben, könnte der Kontinent zum Vorbild werden, wie Freiheit und Sicherheit in der Informationsgesellschaft koexistieren. Noch ist Desinformation keine unbesiegbare Kraft – doch nur entschlossene Transparenz wird verhindern, dass sie zum neuen Normalzustand wird. Vertrauen bleibt die härteste Währung der digitalen Moderne, und Europa hat die Chance, sie neu zu prägen.


Quelle: Anthropic
Anthropic: Das KI-Unternehmen Anthropic stellt neun wirtschaftspolitische Handlungsfelder vor, um auf mögliche makroökonomische Auswirkungen fortgeschrittener KI-Systeme zu reagieren. Im Mittelpunkt stehen Vorschläge für Aus- und Weiterbildung, Steuerreformen, Infrastrukturentwicklung, Sozialprogramme und neue fiskalische Instrumente – je nach Ausmaß des technologischen Umbruchs. Diese Ideen sollen als Grundlage für politische Debatten dienen und stammen aus Expertengesprächen, darunter auch mit dem firmeneigenen Economic Advisory Council. Anthropic will Forschung und Austausch dazu aktiv fördern, ohne sich auf konkrete Maßnahmen festzulegen.
Kalifornien: Gouverneur Gavin Newsom hat mehrere neue Gesetze unterzeichnet, die den Schutz von Kindern im Internet deutlich ausbauen. Die Maßnahmen betreffen unter anderem Altersverifikation, Warnhinweise zu Social Media, strengere Regeln für KI-Chatbots sowie höhere Strafen bei Deepfake-Pornografie. Anbieter müssen zudem Maßnahmen gegen Suizidgefährdung implementieren und dürfen keine falsche medizinische Kompetenz vortäuschen. Auch klare Haftungsregeln für Schäden durch KI wurden eingeführt. Kalifornien positioniert sich damit weiterhin als Vorreiter im verantwortungsvollen Umgang mit Technologie und Kinderschutz.
IBM: Anthropic und IBM schließen eine strategische Partnerschaft zur Integration des Sprachmodells Claude in IBM-Softwareprodukte. Ziel ist die Automatisierung des gesamten Softwareentwicklungszyklus unter Einhaltung hoher Sicherheits- und Governance-Standards. Erste Implementierungen, wie die neue AI-First-IDE, zeigen laut IBM bis zu 45 % Produktivitätssteigerung. Ergänzend wird ein gemeinsamer Leitfaden für unternehmensreife KI-Agenten vorgestellt. IBM unterstützt zudem offene Standards wie das Model Context Protocol mit Best Practices und Tools aus eigenen KI-Einsätzen.
Recursive Language Models: Forscher des MIT CSAIL stellen mit Recursive Language Models (RLMs) eine neuartige Inferenzstrategie vor, bei der sich Sprachmodelle rekursiv auf eigene Subabfragen stützen, um Eingaben nahezu unbegrenzter Länge effizient zu verarbeiten. Die Modelle nutzen eine REPL-Umgebung, in der Kontext als Variable gespeichert wird, und ermöglichen so selektiven Zugriff statt linearem Einlesen. Erste Experimente zeigen, dass RLMs bei Benchmarks wie OOLONG und BrowseComp-Plus konventionelle LLMs wie GPT-5 sowohl in Genauigkeit als auch in Kosten pro Anfrage deutlich übertreffen.
Alibaba Cloud: Alibaba Cloud hat ein neues GPU-Pooling-System namens Aegaeon vorgestellt, das den GPU-Bedarf bei der Nutzung großer Sprachmodelle um bis zu 82 % reduzieren soll. Die Technologie erlaubt es, mehrere Modelle effizient über einen gemeinsamen GPU-Pool zu betreiben, anstatt dedizierte GPUs pro Modell zu benötigen. Laut Alibaba können damit Dutzende von LLMs gleichzeitig laufen – mit signifikant weniger Hardwareeinsatz. Dies könnte die Kosten und den Energieverbrauch bei KI-Anwendungen drastisch senken und neue Maßstäbe für Cloud-basierte KI-Infrastrukturen setzen.

OpenAI, Google DeepMind, Anthropic & weitere: Eine neue Studie von Sicherheitsexperten führender KI-Labore zeigt, dass 12 aktuelle Abwehrsysteme gegen Jailbreaks und Prompt-Injections bei Sprachmodellen (LLMs) versagen, wenn sie mit starken, adaptiven Angriffen konfrontiert werden. Statt wie üblich auf fest definierte Angriffssets oder schwache Algorithmen zu setzen, entwickelten die Forschenden vier robuste Angriffsmethoden – inklusive RL-basiertem, Such-basiertem und menschlichem Red-Teaming – die in über 90 % der Fälle erfolgreich waren. Selbst Schutzsysteme mit ursprünglich gemeldeter 0 % Erfolgsquote der Angreifer wurden systematisch überwunden.
Manufacturing & KI: Trotz enormer Fortschritte in Text- und Bildgenerierung hat die Industrie bisher keinen vergleichbaren „ChatGPT-Moment“ erlebt. Grund ist die Abhängigkeit von proprietären Geometriekernen, die als technische Grundlage aller CAD-Systeme fungieren und von wenigen Anbietern kontrolliert werden. Diese Infrastruktur erschwert durch Fragmentierung und fehlende Interoperabilität den Zugang für KI. Während die USA mit Startups und proprietären Systemen voranschreiten, baut China mit massiver staatlicher Förderung, offenen Standards und eigenen Geometriekernen ein integriertes, KI-fähiges Fertigungsökosystem.
Workforce Blueprint: Der aktuelle Workforce Blueprint von OpenAI skizziert, wie KI zur Stärkung der Arbeitswelt beitragen kann, anstatt sie zu gefährden. ChatGPT wird bereits von 800 Millionen Menschen genutzt, vor allem zur Entscheidungsunterstützung und für Schreibaufgaben. OpenAI setzt auf breite Qualifizierung: Mit der OpenAI Academy, Zertifikaten und einem Job-Portal sollen Millionen Menschen bis 2030 für KI-fit gemacht werden. Kleine Unternehmen, Berufsschulen und lokale Initiativen werden gezielt unterstützt, etwa durch Starterkits, Förderprogramme und den Aufbau regionaler Talentzentren.
Anthropic: Jack Clark, Mitgründer von Anthropic, warnt in einem Vortrag vor einem naiv-technokratischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz und fordert eine Mischung aus technologischem Optimismus und begründeter Sorge. Er beschreibt moderne KI-Systeme nicht mehr als einfache Werkzeuge, sondern als zunehmend komplexe, unvorhersehbare Systeme mit Anzeichen situativer Selbstwahrnehmung. Clark ruft dazu auf, Ängste ernst zu nehmen, Transparenz zu schaffen und breite gesellschaftliche Gruppen in die Regulierung einzubeziehen – nur so lasse sich die „Kreatur“ verstehen, zähmen und sinnvoll integrieren.
Arbeitsmarkt: Eine neue Studie von Harvard-Doktoranden analysiert die Auswirkungen generativer KI auf Einstellungen in 300.000 Unternehmen. Firmen, die gezielt „AI-Integratoren“ anwarben, reduzierten ihre Neueinstellungen in Junior-Positionen nach 2023 um 7,7 % stärker als Unternehmen ohne KI-Fokus. Vor allem mitteltalentierte Hochschulabsolventen scheinen verdrängt zu werden, während Top-Absolventen wegen Spezialisierung und Low-Tier-Kräfte wegen Kosten bleiben. Dennoch bleibt der Effekt begrenzt: Nur 17 % der Beschäftigten arbeiteten bei KI-adoptierenden Unternehmen.

Podcast
KI statt Callcenter

Quelle: OMR Podcast
Impuls der Woche: OMR Podcast mit Malte Kosub
Inhalt: Wie kann ein KI-Agent heute schon Telefongespräche führen, die nicht mehr von menschlicher Kommunikation zu unterscheiden sind? Der Gründer eines Berliner Softwareunternehmens erklärt, warum sie ihr Produkt trotz Umsatz und Erfolg radikal neu gebaut haben und wie sie damit globale Konzerne wie Booking, Allianz oder E.ON bedienen. Die zentrale Vision: Kundenerlebnisse mit KI signifikant verbessern und dabei einen Milliardenmarkt erobern.
Kontext: Der OMR Podcast ist eines der führenden Interviewformate zur digitalen Wirtschaft im deutschsprachigen Raum. Im Gespräch mit Unternehmern, Investoren und Vordenkern beleuchtet der Host regelmäßig unternehmerische Strategien, Tech-Trends und Marktentwicklungen mit besonderem Fokus auf Skalierung und Disruption. Ein Pflichtformat für Entscheider, die den Puls der digitalen Wirtschaft verstehen wollen.

Ihre Meinung interessiert uns
Wie geht Ihr Unternehmen mit der Geschwindigkeit des KI-Fortschritts um?
- 🚀 First Mover: Wir experimentieren aktiv und wollen vorn mit dabei sein.
- 🧠 Strategischer Beobachter: Wir analysieren genau, bevor wir KI breit einsetzen.
- ⚖️ Risikobewusster Anwender: Wir nutzen KI gezielt, aber mit klaren Leitplanken.
- 🕰️ Zögerlicher Nachzügler: Wir warten ab, bis sich Standards und Best Practices etabliert haben.
- 🙈 Kaum relevant: KI spielt bei uns bisher keine nennenswerte Rolle.
Ergebnisse der vorherigen Umfrage
Wie bewerten Sie die Vormachtstellung von OpenAI für die europäische Wettbewerbsfähigkeit und Innovationslandschaft?
🟩🟩🟩🟩🟩🟩 🚀 Chance & Katalysator
🟨🟨🟨🟨⬜️⬜️ ⚖️ Strategisches Risiko
⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️ 🌐 Geopolitisches Gegengewicht
🟨🟨🟨🟨⬜️⬜️ 🌱 Temporäre Marktphase

Souveränität
Deutschland muss endlich lernen, digitale Unabhängigkeit als strategische Pflicht zu begreifen

Quelle: Shutterstock
Die jüngsten Cyberangriffe auf Flughäfen und Behörden haben ein altbekanntes Problem erneut offengelegt: Deutschlands digitale Infrastruktur hängt am Tropf amerikanischer Konzerne. Was lange als pragmatische Entscheidung für „bewährte Lösungen“ galt, entpuppt sich zunehmend als strategische Schwäche. Denn wer seine kritischen Systeme auf die Cloud- und Softwareangebote von Big Tech stützt, gibt Kontrolle, Transparenz und letztlich Souveränität ab – und riskiert, im Krisenfall ohnmächtig zuzusehen.
Die Debatte um technologische Unabhängigkeit darf daher nicht länger als romantischer Wunsch nach digitalem Selbstbewusstsein abgetan werden. Sie ist eine Frage nationaler Resilienz. Europa hat in den vergangenen Jahren Milliarden in Digitalstrategien und Forschungsprogramme gesteckt, doch es fehlt an Konsequenz. Die Vergabepraxis der öffentlichen Hand zeigt es deutlich: Noch immer fließt ein Großteil der IT-Budgets an dieselben fünf US-Konzerne. Dabei gibt es längst leistungsfähige Open-Source-Alternativen, die in Europa entwickelt und gepflegt werden – sie werden nur nicht strategisch priorisiert.
Wer Unabhängigkeit will, muss sie institutionell verankern. Eine Bundesstrategie für digitale Souveränität müsste nicht nur neue Technologien fördern, sondern klare Vorgaben machen, wo und wie staatliche Stellen unabhängige Lösungen nutzen. Dänemark und Österreich zeigen, dass es möglich ist, Microsoft & Co. in Kernbereichen abzulösen, ohne die Funktionsfähigkeit zu gefährden. Deutschland könnte diesen Weg gehen – wenn politischer Wille und Mut zum Experiment vorhanden wären. Denn am Ende ist Unabhängigkeit nicht nur eine technische, sondern eine kulturelle Frage: Vertrauen wir uns selbst genug, eigene Systeme zu bauen und ihnen zu vertrauen?
Ein europäischer Weg der Digitalisierung bedeutet nicht Abschottung. Es geht um faire Interdependenzen, nicht um Autarkie. Europa wird auch künftig mit amerikanischen und asiatischen Partnern zusammenarbeiten – aber von einer stärkeren Position aus. Eine souveräne digitale Infrastruktur schafft gerade jene Offenheit, die auf Vertrauen statt Abhängigkeit basiert. Die Entscheidung darüber, ob Europa digitaler Gestalter oder nur Markt für fremde Technologien bleibt, fällt jetzt.
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Automatisierung
Claude Agent Skills
Problemstellung: KI-Modelle sind häufig generalistisch ausgelegt und stoßen an ihre Grenzen, wenn spezialisierte Aufgaben wie die Arbeit mit komplexen Excel-Formeln, das Einhalten von Markenrichtlinien oder die Erstellung professioneller Dokumente gefragt sind. Diese Modelle müssen jedes Mal „neu lernen“, was in spezifischen Arbeitskontexten relevant ist – das kostet Zeit und reduziert die Präzision der Ergebnisse.
Lösung: Mit den neuen Agent Skills führt Anthropic für Claude ein modulares System ein, das es ermöglicht, spezialisierte Fähigkeiten in Form von „Skills“ zu laden. Diese Skills sind strukturierte Ordner mit Anweisungen, Skripten und Ressourcen, die Claude nur dann verwendet, wenn sie für eine Aufgabe relevant sind. Dadurch wird das Modell flexibler, effizienter und fachlich treffsicherer.
Anwendungsbeispiele: Claude kann mit Skills präzise Excel-Tabellen mit Formeln erstellen, Präsentationen im Unternehmensdesign gestalten oder automatisiert ausfüllbare PDFs generieren. Unternehmen können eigene Skills entwickeln – etwa zur Einhaltung interner Kommunikationsrichtlinien oder zur Automatisierung wiederkehrender Arbeitsprozesse. Über die Claude Developer Platform lassen sich Skills zudem versionieren, verwalten und API-weit einsetzen.
Erklärungsansatz: Skills funktionieren wie „modulare Expertensysteme“, die Claude bei Bedarf lädt. Sie sind komponierbar (mehrere Skills können kombiniert werden), portabel (überall einsetzbar – in Apps, Code oder API), effizient (nur relevante Teile werden aktiviert) und leistungsfähig (können sogar ausführbaren Code enthalten). Damit verschmelzen klassische Programmierung und KI-generierte Intelligenz zu einem hybriden Arbeitsmodell, das sich dynamisch an unterschiedliche Anforderungen anpasst.
Fazit: Die Einführung der Agent Skills macht Claude zu einer anpassbaren, modularen Plattform, die über generelle KI-Fähigkeiten hinausgeht. Sie erlaubt den gezielten Aufbau von Fachwissen und automatisiert komplexe Arbeitsprozesse – ein Schritt hin zu wirklich „spezialisierten“ KI-Assistenten im Unternehmensalltag.

Freethink
Wir stehen am Anfang einer neuen Zivilisation
2025 markiert einen historischen Wendepunkt – technologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Pete Leiden, langjähriger Beobachter globaler Entwicklungen und einst Journalist bei Wired, erkennt in unserer Zeit das vierte große Transformationszeitalter der westlichen Welt. Drei revolutionäre Technologien stehen im Zentrum: Künstliche Intelligenz, saubere Energien und Bioengineering. Gemeinsam könnten sie nicht nur unsere Arbeitswelt, sondern das gesamte Fundament unserer Zivilisation neu gestalten.
Leiden zieht faszinierende Parallelen zu früheren Epochen tiefgreifenden Wandels: dem Aufbau der USA nach der Unabhängigkeit, der Explosion des Fortschritts nach dem Bürgerkrieg, dem Wirtschaftsboom nach dem Zweiten Weltkrieg. All diese Phasen waren geprägt von Umbrüchen, Krisen und schließlich einer Innovationswelle, die jeweils etwa 25 Jahre andauerte. Heute erleben wir laut Leiden genau so eine Umbruchzeit – angetrieben von digitalen Technologien und dem Drang nach globaler Erneuerung.
Besonders deutlich wird der Wandel im Vergleich zur Vergangenheit: Statt fossiler Brennstoffe liefern nun technologische Fortschritte wie Solartechnologie und Batterien Energie. Anstelle jahrzehntelanger Genomforschung können wir heute für hundert Dollar das Erbgut entschlüsseln und lebende Zellen programmieren. Künstliche Intelligenz bringt ein geistiges Pendant zur industriellen Revolution – mit ebenso tiefgreifenden Folgen.
Was folgt daraus? Vielleicht der Anfang einer nachhaltigen, digital vernetzten Zivilisation, in der Demokratie neu gedacht und globale Zusammenarbeit zur Notwendigkeit wird. Wer verstehen will, warum dieser Moment so besonders ist, sollte sich dieses Video nicht entgehen lassen.
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Und nächste Woche…
... beschäftigen wir uns mit dem automatisierten Scrapen von Informationen aus dem Internet – einer Methode, die enorme Potenziale für Recherche, Analyse und datengetriebene Entscheidungen bietet. Doch je nach Zielsetzung und Datenquelle entstehen ganz unterschiedliche Anforderungen an Struktur, Aktualität und Tiefe der Informationen. Wir zeigen, wo technische und rechtliche Bottlenecks entstehen, welche Rolle APIs spielen – und warum saubere Datenarchitektur essenziell für belastbare Ergebnisse ist.
Wir freuen uns, dass Sie das KI-Briefing regelmäßig lesen. Falls Sie Vorschläge haben, wie wir es noch wertvoller für Sie machen können, spezifische Themenwünsche haben, zögern Sie nicht, auf diese E-Mail zu antworten. Bis zum nächsten mal mit vielen neuen spannenden Insights.