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Diese Woche zeigt sich einmal mehr, wie eng technologische Souveränität und wirtschaftliche Stabilität miteinander verflochten sind: Die Bilanzierungspraktiken großer US-Tech-Konzerne rund um KI-Infrastruktur bergen ein potenzielles Milliardenrisiko – mit direkten Auswirkungen auf Europas digitale Abhängigkeit. Die Debatte um Nutzungsdauer und Abschreibungen von KI-Hardware ist mehr als ein buchhalterisches Detail: Sie betrifft fundamentale Fragen von Kontrolle, Resilienz und Marktdynamik.

Gleichzeitig treiben neue Allianzen wie zwischen Nvidia und Intel die vertikale Integration der US-Halbleiterindustrie voran – Kapital, Technologie und politische Interessen bündeln sich in einem immer geschlosseneneren System. Währenddessen macht Google mit der Einführung eines offenen Protokolls für KI-Zahlungen und der tiefen Integration von Gemini in Chrome klar, dass KI längst nicht mehr nur Werkzeug ist, sondern Infrastruktur. Europa steht unter Handlungsdruck – strategisch, politisch und industriell.

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Was Sie in diesem Briefing erwartet

  • News: Microsoft und Alphabet stehen vor Milliardenrisiko bei KI-Bilanzen, China blockiert Nvidia Chips bei Alibaba und ByteDance, Nvidia wird Großaktionär bei Intel nach Milliardeninvestition, Google startet neues Protokoll für KI-Zahlungen, KI-Modelle schlagen Top-Coder bei ICPC Wettbewerb, Kluften bei KI‑Nutzung verdeutlichen ungleiche Chancen & Google integriert KI tief in Chrome

  • Deep Dive: Blockchain und KI können gemeinsam neue digitale Machtverhältnisse mit Transparenz und Vertrauen schaffen

  • In aller Kürze: Huawei stellt SuperCluster Atlas 950 vor und will Nvidia und Musks xAI Colossus übertreffen, OpenAI investiert 100 Milliarden in Backup Server und rechnet mit Milliardenverlusten bis 2029, Salesforce gründet Missionforce für KI gestützte nationale Sicherheitslösungen, OpenAI wirbt Apple Talente und Zulieferer ab und plant eigene AI Hardware bis 2027 & Oracle verhandelt 20 Milliarden Cloud Deal mit Meta nach Mega Vertrag mit OpenAI

  • Videos & Artikel: Microsoft eröffnet größtes KI Rechenzentrum Fairwater in Wisconsin und baut globale Azure Infrastruktur aus, OpenAI und Apollo Research testen Frontier Modelle auf verdeckte Fehlanreize und reduzieren Scheming deutlich, Sequoia Capital prognostiziert KI Markt von zehn Billionen Dollar und setzt auf spezialisierte Anwendungen, Stanford Studie zeigt KI trifft vor allem Berufseinsteiger während ergänzende Jobs wachsen & Vertical AI Playbook warnt vor hohen Scheiterquoten und betont Integration in Geschäftsprozesse als Erfolgsfaktor

  • Impuls: Intelligenz als emergentes Prinzip

  • Umfrage: Welche dieser Rubriken bietet Ihnen aktuell den größten Mehrwert? 📚

  • Meinung der Redaktion: Warum unsere Intuition und Emotion uns auch im Zeitalter der KI prägen werden

  • Praxisbeispiel: Herr der Wünsche oder Spielball der Technik

  • YouTube: Oracle überrascht die Welt mit dem größten Comeback der Tech-Geschichte

Europäische Souveränität

Microsoft und Alphabet stehen vor Milliardenrisiko bei KI-Bilanzen

Quelle: Shutterstock

Zusammenfassung: Die großen US-Tech-Konzerne Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta und Oracle investieren in einem nie dagewesenen Tempo in KI-Rechenzentren. Allein zwischen 2024 und 2026 fließen über eine Billion Dollar in Infrastruktur und Chips, vor allem von Nvidia und Broadcom. Doch Analysten warnen vor gravierenden Bilanzierungsproblemen: Die Unternehmen setzen die Nutzungsdauer ihrer Server deutlich länger an, als es der rasante Innovationszyklus bei KI-Hardware rechtfertigt. Würden die realistischen Abschreibungen berücksichtigt, könnten die Gewinne der Konzerne um bis zu 10 Prozent sinken und ihre Bewertung um mehrere Billionen Dollar einbrechen.

  • Bilanzierungsrisiken durch Abschreibungen: Ein zentraler Streitpunkt ist die Lebensdauer von KI-Chips. Während Nvidia jährlich neue Modelle liefert, rechnen Microsoft, Alphabet und Amazon mit sechs Jahren Nutzungszeit. Korrekturen könnten Milliarden an Gewinnen vernichten und Anleger stark verunsichern.

  • Auswirkungen auf Marktwert und Stabilität: Eine Neubewertung der Server-Investitionen würde die Marktkapitalisierung der „Big Five“ um bis zu vier Billionen Dollar drücken. Besonders betroffen wären Amazon und Meta, deren Gewinne laut Analysten überproportional fallen könnten.

  • Abhängigkeit Europas von US-Hyperscalern: Europas digitale Infrastruktur läuft fast vollständig auf US-geführten Clouds. Sollten deren Bilanzen ins Wanken geraten, hätte dies unmittelbare Folgen für Preisgestaltung, Investitionen und die strategische Kontrolle über kritische KI-Dienste.

Warum das wichtig ist: Die Bilanzierungspraktiken der US-Tech-Konzerne könnten zum systemischen Risiko für die globale KI-Wirtschaft werden. Eine Korrektur bei der Nutzungsdauer von KI-Infrastruktur würde nicht nur die Gewinne massiv schmälern, sondern auch die Bewertungen der Tech-Giganten ins Wanken bringen. Das hätte unmittelbare Folgen für die Finanzierungsdynamik der gesamten Branche. Für Europa zeigt sich ein strukturelles Problem in aller Deutlichkeit – zentrale digitale Infrastrukturen basieren auf Bilanzen, die fragiler sind als bisher angenommen. Ohne eigene Kapazitäten, resiliente Standards und gezielte Industriepolitik bleibt Europa ein Zuschauer, während die Grundlage seiner digitalen Souveränität von Rechnungslegung und Risikobereitschaft in den USA abhängt.

Geo-Politik

China blockiert Nvidia Chips bei Alibaba und ByteDance

Quelle: Shutterstock

Zusammenfassung: Chinas Cyberspace Administration (CAC) hat Firmen wie Alibaba und ByteDance angewiesen, alle Bestellungen für den Nvidia RTX Pro 6000D sowie laufende Tests zu beenden. Damit verschärft Peking seinen Kurs, die technologische Abhängigkeit von US-Herstellern zu reduzieren und stärker auf inländische Lösungen zu setzen. Die Maßnahme baut auf vorherigen Einschränkungen gegen das H20‑Modell auf, das bereits unter Exportkontrollen steht. Nvidia‑CEO Jensen Huang zeigte sich enttäuscht, betonte aber, man könne einem Markt nur dann dienen, wenn er dies wünsche. Analysten sehen eine zunehmende Selbstsicherheit Chinas bei inländischen Chips, sowohl technologisch als auch regulatorisch.

  • Kern der Anordnung: Viele große chinesische Unternehmen müssen sämtliche Bestellungen und Tests des RTX Pro 6000D sofort stoppen, eine klare Reaktion der Regierung zur Vermeidung weiterer Abhängigkeit von US‑Chips.

  • Vorherige Vorwürfe & Alternativen: Schon für das H20‐Modell wurden Käufe aufgefordert einzustellen; einheimische Chips wie von Huawei oder Cambricon gewinnen an Bedeutung, da Leistung und Eigenproduktion sich zunehmend angleichen.

  • Politisches Umfeld & Auswirkungen: Die Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund verschärfter US‑Technologieexportbeschränkungen und wachsender Konkurrenz im Bereich KI‑Hardware; Nvidia sieht mögliche Umsatzeinbußen, China stärkt Legislative und Regulierung als Mittel zur Steuerung seines Technologiepfades.

Warum das wichtig ist: Chinas Blockade von Nvidia-Chips ist kein isolierter Markteingriff, sondern Teil einer umfassenden Technologie-Strategie, die wirtschaftliche Souveränität mit geopolitischem Kalkül verknüpft. Peking sendet ein klares Signal: Die Ära einseitiger Abhängigkeit von US-Hardware ist vorbei, regulatorische Hebel werden aktiv zur Industriepolitik. Für Unternehmen bedeutet das einen Paradigmenwechsel in der Bewertung von Technologielieferketten – künftig zählen nicht nur Leistungsdaten, sondern auch politische Herkunft und strategische Resilienz. Europa steht dabei an einer kritischen Schwelle: Wer technologisch unabhängig agieren will, muss jetzt eigene Kapazitäten aufbauen und sich als glaubwürdige Alternative im entstehenden multipolaren Tech-System positionieren.

Investitionen

Nvidia wird Großaktionär bei Intel nach Milliardeninvestition

Quelle: Shutterstock

Zusammenfassung: Nvidia investiert fünf Milliarden US-Dollar in den früheren Rivalen Intel und wird damit einer der größten Anteilseigner des einstigen Branchenprimus. Ziel der Allianz ist die gemeinsame Entwicklung von Chips für KI-Anwendungen in Rechenzentren und PCs. Zwar erhielt Intel keinen Produktionsauftrag für Nvidia-Prozessoren, dennoch stieg der Aktienkurs sprunghaft an. Die Zusammenarbeit fokussiert sich auf eine neue Nvidia-Technologie zur schnelleren Chip-Kommunikation – essenziell für KI-Workloads. Für Intel bedeutet das nicht nur eine finanzielle Stabilisierung, sondern auch eine technische Aufwertung durch die Nähe zum Marktführer bei KI-Chips. Die US-Behörden müssen der Transaktion noch zustimmen.

  • Strategische Allianz im Chipmarkt: Nvidia und Intel entwickeln künftig gemeinsam Chips, insbesondere für KI-Systeme und Hochleistungsrechner. Eine spezielle Nvidia-Technologie soll die Datenkommunikation zwischen Prozessoren massiv beschleunigen – ein Schlüsselfaktor bei wachsender KI-Nachfrage.

  • Folgen für Wettbewerber: Die Kooperation bringt Marktverwerfungen mit sich: AMD verliert an Börsenwert, TSMC könnte Nvidia als Produktionspartner verlieren. Intel positioniert sich als ernstzunehmender Auftragsfertiger – trotz bisheriger Verluste in diesem Segment.

  • Finanzielle und politische Dimension: Nvidia zahlt 23,28 US-Dollar pro Aktie – mehr als zuletzt die US-Regierung bei ihrem Einstieg. Die Kapitalerhöhung verschafft Intel Luft nach mehreren erfolglosen Sanierungsrunden und stärkt indirekt die US-Technologiehoheit.

Warum das wichtig ist: Nvidia steigt nicht nur finanziell bei Intel ein, sondern verankert strategisch eine Allianz, die den globalen Chipmarkt neu ordnen könnte. Der Schulterschluss stärkt nicht nur die US-Halbleiterindustrie, sondern bündelt Kapital, Technologie und politische Interessen in einem nationalen Machtzentrum für KI-Infrastruktur. Für Europa verschärft sich damit das strategische Dilemma: Während hierzulande Fördermittel verteilt werden, entstehen in den USA vertikal integrierte Industriekomplexe, die Geschwindigkeit, Skaleneffekte und politische Rückendeckung vereinen. Die europäische Halbleiterstrategie steht vor einem Wendepunkt – ohne technologische Souveränität bleibt die digitale Transformation anfällig für außenpolitische und unternehmerische Entscheidungen jenseits des Atlantiks.

Zahlungsinfrastruktur

Google startet neues Protokoll für KI-Zahlungen

Quelle: Google

Zusammenfassung: Google hat das Agent Payments Protocol (AP2) vorgestellt, ein offenes Industriestandard-Framework für sichere Zahlungen durch KI-Agenten. Mehr als 60 Unternehmen – darunter Mastercard, PayPal, Coinbase, American Express und Salesforce – beteiligen sich an der Entwicklung. Das Protokoll regelt, wie autonome Agenten im Auftrag von Nutzern Käufe tätigen, und sorgt für Authentifizierung, Autorisierung und Nachvollziehbarkeit. Zentrale Elemente sind kryptographisch signierte Mandate, die als beweisbare Aufträge eines Nutzers dienen. AP2 unterstützt klassische Zahlungsmethoden ebenso wie Stablecoins und soll ein einheitliches, interoperables Fundament für die nächste Generation agentenbasierter Commerce-Systeme schaffen.

  • Technische Grundlage für Vertrauen: AP2 nutzt digitale Mandate und verifizierbare Credentials, um eine fälschungssichere Beweiskette von der Kaufabsicht bis zur finalen Transaktion zu garantieren. Dadurch wird die Verantwortung eindeutig nachvollziehbar, auch bei delegierten Aufgaben von Agenten ohne menschliche Anwesenheit.

  • Neue Anwendungsfelder im Handel: Das Protokoll eröffnet Möglichkeiten für personalisierte Angebote, automatisierte Käufe und komplexe Aufgaben wie simultane Flug- und Hotelbuchungen innerhalb eines definierten Budgets. So werden Szenarien realisierbar, die mit klassischen Checkout-Prozessen nicht umsetzbar wären.

  • Integration von Krypto-Zahlungen: Über die Erweiterung A2A x402 unterstützt AP2 auch Stablecoins und Blockchain-basierte Zahlungen. Kooperationen mit Coinbase, MetaMask und der Ethereum Foundation sollen den Weg für agentenbasierte Transaktionen im Web3-Umfeld ebnen.

Warum das wichtig ist: Mit dem neuen Zahlungsprotokoll AP2 etabliert Google die infrastrukturelle Grundlage für KI-gesteuerten Handel und bringt sich frühzeitig als Standardsetzer in Stellung. Der Schritt hat geopolitische und wirtschaftliche Tragweite, denn wer die Regeln für agentenbasierte Transaktionen definiert, kontrolliert zentrale Schnittstellen künftiger Wertschöpfung. Für Unternehmen eröffnet sich ein Markt, in dem Maschinen als Konsumenten agieren – mit direkten Implikationen für Pricing, Produktdesign und Logistik. Gleichzeitig droht eine neue Abhängigkeit von Big Tech, wenn Plattformanbieter nicht nur die Agenten selbst, sondern auch deren Finanzschnittstellen kontrollieren. Europas Digital- und Wettbewerbspolitik steht vor der Frage, ob sie diese Entwicklung mitgestaltet oder lediglich reagiert.

Innovation

KI-Modelle schlagen Top-Coder bei ICPC Wettbewerb

Quelle: Shutterstock

Zusammenfassung: OpenAI’s GPT-5 und Google DeepMind’s Gemini 2.5 haben beim ICPC World Finals bewiesen, dass Enterprise-KI nicht nur Wissensfragen und Benchmarks meistert, sondern auch hochkomplexe algorithmische Aufgaben unter Wettbewerbsbedingungen lösen kann. GPT-5 erreichte eine perfekte Punktzahl (12/12), Gemini 2.5 lag knapp dahinter mit 10/12 und löste sogar eine Aufgabe, an der alle menschlichen Teams scheiterten. Diese Leistungen zeigen, wie weit Foundation Models inzwischen in abstraktem Denken, kreativer Problemlösung und codetechnischer Präzision sind. Für Unternehmen bedeutet das: Tools, die früher nur Hilfestellung gaben, können heute eigenständig schwierigste technische Herausforderungen bewältigen.

  • Leistung unter Druck: GPT-5 und Gemini 2.5 bearbeiteten die Aufgaben unter denselben Rahmenbedingungen wie die Universitäts-Teams: identische Zeitbegrenzung, echte Wettbewerbsbedingungen, ohne spezielle Anpassung exakt für diesen Wettbewerb.

  • Übertreffen menschlicher Teams: Kein menschliches Team erreichte 12 von 12 Aufgaben; Spitzenteams kamen auf 11. GPT-5 schaffte alle 12, Gemini 2.5 10. Damit übersteigen die KI-Modelle das aktuelle Niveau menschlicher Leistung in diesem Setting.

  • Neue Impulse für abstraktes Denken in KI: Nicht nur die Fähigkeit, Algorithmen korrekt umzusetzen, sondern auch kreative Einsichten – z. B. bei der Aufgabe mit Flüssigkeitsverteilung und Ducts – waren ausschlaggebend. Gemini 2.5 nutzte z. B. dynamische Programmierung plus Minimax und ternäre Suchen in einem konvexen Lösungsraum.

Warum das wichtig ist: Foundation Models haben mit ihrer Leistung beim ICPC World Final einen symbolischen wie praktischen Meilenstein erreicht. Der Vorsprung gegenüber menschlichen Spitzenteams zeigt, dass KI nicht mehr nur unterstützt, sondern in der Lage ist, komplexe logische und kreative Probleme eigenständig zu lösen – unter Zeitdruck und ohne Trainingsvorteil. Für Unternehmen verschiebt sich damit die Rolle von KI grundlegend: Wer KI heute nicht als aktiven Problemlöser in Engineering, F&E und Produktdesign integriert, riskiert, strukturell an Innovationskraft zu verlieren. Entscheidend wird nicht der Zugang zur Technologie sein, sondern die Fähigkeit, sie in bestehende Prozesse zu überführen – schnell, sicher und mit strategischer Zielklarheit.

Makroökonomie

Kluften bei KI‑Nutzung verdeutlichen ungleiche Chancen

Quelle: Anthropic

Zusammenfassung: Der neue Bericht von Anthropic zeigt, dass die Verbreitung von KI‑Tools wie Claude weltweit und innerhalb der USA sehr ungleich verläuft. Höher entwickelte und wohlhabende Regionen weisen deutlich überproportionale Nutzung auf, Schwellen‑ und Entwicklungsländer hingegen stark unterproportional. Zudem verändern sich die Nutzungsarten: Bildung und Wissenschaft gewinnen an Bedeutung, Automatisierung steigt, insbesondere bei Unternehmenseinsätzen via API. Die Fähigkeit, Aufgaben vollständig an KI zu delegieren, wächst gegenüber kollaborativen bzw. beratenden Nutzungsformen. Unternehmenseinsätze konzentrieren sich auf Aufgaben mit hohem Automatisierungspotenzial, und ökonomischer Wert bzw. Leistung scheinen wichtiger zu sein als Kosten.

  • Geografische Disparitäten: Wohlhabende Länder wie Singapur, Israel und Kanada nutzen Claude.ai pro Kopf vielfach stärker als erwartet; Indien, Nigeria oder Indonesien liegen dagegen deutlich zurück. Auch innerhalb der USA übertrifft z. B. Washington D.C. oder Utah Kalifornien in Relation zur Einwohnerzahl.

  • Wachsende Automatisierung und Aufgabenverschiebung: Über acht Monate hinweg stiegen Bildungs‑ und Wissenschafts‑Aufgaben als Anteil der Claude.ai‑Nutzung deutlich; zugleich erhöhte sich der Anteil direkter Delegation („Directive Conversations“) von etwa 27 % auf rund 39 %. Debugging nimmt ab, stattdessen entstehen mehr neue Programm‑/Code‑Aufgaben.

  • Unternehmen setzen vor allem auf Automatisierung & hohen Wert: Bei Unternehmenseinsätzen über APIs sind etwa 77 % der Nutzungsmuster automatisiert – deutlich mehr als bei typischen Nutzern der Claude.ai‑Oberfläche. Außerdem dominieren Aufgaben, die eine hohe Leistung bzw. Automatisierung ermöglichen. Die Kosten spielen eine geringere Rolle, solange der ökonomische Nutzen groß ist.

Warum das wichtig ist: Der Bericht legt offen, dass sich KI als Produktivitätsmotor bislang vor allem dort entfaltet, wo bestehende Vorteile ohnehin hoch sind. Infrastruktur, Fachkräfte, Kapitalzugang und politische Rahmenbedingungen wirken als Verstärker – nicht als Ausgleich. Die Folge ist eine technologische Konzentration, die ökonomische Gräben vertieft, statt sie zu schließen. Für politische Entscheider entsteht daraus ein klarer Handlungsauftrag: Ohne massive Investitionen in digitale Infrastruktur, Bildung und den Zugang zu produktiver KI bleibt ein Großteil der Gesellschaft von den Wohlstandsgewinnen ausgeschlossen. Für Unternehmen ergibt sich umgekehrt die Chance, sich frühzeitig in unterversorgten Märkten zu positionieren – bevor sich die nächste Generation digitaler Ungleichheit zementiert.

KI-Browser

Google integriert KI tief in Chrome

Zusammenfassung: Google hat die größte Erweiterung in der Geschichte seines Browsers Chrome vorgestellt. Zehn neue KI-Funktionen, basierend auf dem Gemini-Modell, sollen das Surfen effizienter, sicherer und produktiver machen. Nutzer können komplexe Inhalte auf Webseiten zusammenfassen lassen, Aufgaben wie Terminbuchungen automatisieren oder über mehrere Tabs hinweg Informationen konsolidieren. Darüber hinaus stärkt Google die Sicherheitsfunktionen: KI soll betrügerische Webseiten, Spam-Benachrichtigungen und dubiose Berechtigungsanfragen besser erkennen. Mit einem Klick lassen sich künftig sogar kompromittierte Passwörter ändern. Zunächst starten die Funktionen in den USA, weitere Märkte sollen folgen.

  • Neue Assistenzfunktionen: Gemini in Chrome entwickelt sich vom Informationshelfer zum aktiven Agenten, der alltägliche Aufgaben wie Einkäufe oder Terminvereinbarungen direkt im Browser übernimmt und so den Schritt hin zu „agentischem Browsing“ einleitet.

  • Produktivitätssteigerung im Alltag: Chrome kann nun Informationen aus mehreren Tabs bündeln, frühere Webseiten wiederfinden und tiefer mit Google-Apps wie Maps oder YouTube interagieren – ohne dass Nutzer zwischen Fenstern wechseln müssen.

  • Mehr Sicherheit durch KI: Mit Gemini Nano weitet Chrome seinen Schutz vor Phishing, Scam-Seiten und unerwünschten Benachrichtigungen aus. Zudem können Nutzer kompromittierte Passwörter künftig automatisiert und in einem Schritt ändern lassen.

Warum das wichtig ist: Mit der tiefen Gemini-Integration verwandelt sich Chrome vom klassischen Browser zur KI-Plattform – ein strategischer Schritt, der das Nutzerverhalten ebenso verändern wird wie die Architektur des Webs selbst. Wer die Browseroberfläche kontrolliert, kontrolliert künftig auch den Zugang zu agentischen Diensten, Transaktionen und Entscheidungen im Alltag. Für Wettbewerber entsteht ein hoher Innovationsdruck, denn klassische Differenzierungsmerkmale wie Ladegeschwindigkeit oder Design verlieren an Relevanz gegenüber proaktiver, KI-gestützter Nutzerführung. Gleichzeitig steigen die Eintrittsbarrieren für kleinere Anbieter massiv. Die Browserfrage wird damit zur Infrastrukturfrage – und zum strategischen Hebel im Wettlauf um die Kontrolle des digitalen Alltags.

KI x Blockchain

Blockchain und KI können gemeinsam neue digitale Machtverhältnisse mit Transparenz und Vertrauen schaffen

Künstliche Intelligenz wird immer mächtiger – aber können wir ihr auch vertrauen? Diese Frage beschäftigt derzeit nicht nur Tech-Philosophen, sondern auch Regulierer, Unternehmen und Start-ups. Eine Technologie, die hier für mehr Klarheit sorgen könnte, ist ausgerechnet eine andere Disruption: die Blockchain. Während KI für smarte Prognosen, automatisierte Entscheidungen und Effizienz sorgt, bringt die Blockchain Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Dezentralität in digitale Prozesse. Könnten beide Technologien gemeinsam dafür sorgen, dass Datenhoheit nicht nur ein Buzzword bleibt, sondern gelebte digitale Realität wird?

Die Idee, KI und Blockchain zu kombinieren, klingt auf den ersten Blick ambitioniert – vielleicht sogar überladen. Doch gerade die Schwächen der einen Technologie scheinen durch die Stärken der anderen ausgleichbar: Die Black Box der KI wird mit fälschungssicher protokollierten Entscheidungswegen verständlicher. Die Gefahr zentraler Datenmonopole kann durch dezentrale Identitäts- und Datensysteme gemindert werden. Der aktuelle Stand der Technik zeigt sowohl beeindruckende Pioniere als auch ernüchternde Grenzen: Reife, Standards und Skalierbarkeit sind oft noch nicht da, wo sie sein müssten. Dennoch: In konkreten Anwendungsfeldern – von Payments bis Governance – zeigen sich erste Pfade, wie Blockchain und KI nicht nur nebeneinander, sondern miteinander funktionieren könnten.

Dezentrale Strukturen ermöglichen Datenkontrolle jenseits klassischer Machtzentren

Ein zentrales Versprechen der Blockchain-Technologie ist, Kontrolle zu dezentralisieren – nicht nur über Finanztransaktionen, sondern auch über Daten und digitale Identitäten. In On-Chain-Governance-Modellen können Nutzer direkt mitentscheiden, wie Protokolle weiterentwickelt werden. Decentralized Autonomous Organizations (DAOs) geben ihren Mitgliedern Stimmrechte über Ressourcen, Regeln und strategische Ziele. Diese demokratischen Elemente sind mehr als technische Spielereien: Sie schaffen Systeme, in denen keine zentrale Instanz allein den Zugang zu Informationen oder Rechenleistung kontrolliert. In Kombination mit KI ergibt sich daraus eine neue Form von digitaler Machtverteilung – die technologische Grundlage für eine algorithmische Öffentlichkeit.

Datensouveränität ist dabei ein Schlüsselbegriff. Blockchain-basierte Self-Sovereign Identities (SSI) ermöglichen es Nutzern, persönliche Daten in eigenen Wallets zu verwalten – nicht in zentralen Servern. Wenn KI-Systeme auf solche datensouveränen Infrastrukturen zugreifen, entsteht eine neue Art der informierten Einwilligung: Der Einzelne entscheidet, welche Daten er zur Verfügung stellt und unter welchen Bedingungen. Technisch wird dies durch kryptografische Beweise möglich, die auch ohne Offenlegung der Rohdaten Authentizität garantieren. Diese Mechanismen könnten vor allem im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Sektor revolutionäre Wirkung entfalten – dort, wo Datensicherheit und Bürgerrechte im Zentrum stehen.

Erklärbare KI wird durch Blockchain vom Schlagwort zur überprüfbaren Praxis

Eines der größten ungelösten Probleme heutiger KI-Systeme ist die mangelnde Erklärbarkeit ihrer Entscheidungen. Selbst Entwickler können oft nicht mehr vollständig nachvollziehen, warum ein Modell eine bestimmte Empfehlung abgibt – geschweige denn Regulierer oder Betroffene. Blockchain eröffnet hier neue Wege, um jeden Schritt im Entscheidungsprozess einer KI dauerhaft zu protokollieren. Eingabedaten, Zwischenwerte, Modellversionen und finale Outputs können als Transaktionen auf der Blockchain gespeichert werden – transparent, chronologisch und fälschungssicher. So entsteht ein auditierbares Logbuch, das externe Stellen zur Kontrolle heranziehen können.

Diese Art der Entscheidungs-Transparenz ist mehr als ein technisches Feature – sie ist Voraussetzung für Vertrauen. Besonders spannend wird es, wenn Smart Contracts ins Spiel kommen: Regeln, die auf der Blockchain festgelegt werden und automatisch prüfen, ob ein KI-System diskriminierende Merkmale verwendet oder vordefinierte ethische Grenzen überschreitet. Wenn dies geschieht, kann der Vertrag Alarm schlagen oder den Prozess stoppen. Noch einen Schritt weiter geht die Idee, gute Erklärbarkeit aktiv zu belohnen: Über Token-Systeme könnten Entwickler incentiviert werden, ihre Modelle nachvollziehbar und fair zu gestalten. Projekte wie Sentient, ORA oder Sahara AI zeigen, wie diese Prinzipien praktisch umgesetzt werden – und wie durch Transparenz nicht nur Kontrolle, sondern auch Vertrauen entsteht.

Wenn Algorithmen Zahlungen sichern und steuern entsteht ein neues Finanzökosystem

Ein Bereich, in dem die Verbindung von KI und Blockchain bereits greifbare Resultate zeigt, ist der digitale Zahlungsverkehr. Hier treffen zwei hochkomplementäre Technologien aufeinander: Blockchain sorgt für sichere, dezentrale Transaktionen ohne Mittelsmänner, während KI Betrug erkennt, Gebühren optimiert und Zahlungswege intelligent steuert. Gemeinsam bilden sie ein System, das schneller, kosteneffizienter und resilienter ist als klassische Banken- oder Fintech-Strukturen. Besonders im internationalen Zahlungsverkehr, bei Mikrotransaktionen oder bei automatisierten Maschinenzahlungen (etwa im IoT-Bereich) ist dieses neue Paradigma bereits sichtbar.

Ein Beispiel: KI erkennt in Echtzeit ein ungewöhnliches Zahlungsverhalten – etwa bei Kreditkartentransaktionen – und stoppt die Zahlung präventiv. Die Blockchain sichert gleichzeitig die Transaktionshistorie, sodass jede Zahlung bis zur Quelle zurückverfolgt werden kann. Smart Contracts führen Zahlungen nur aus, wenn definierte Bedingungen erfüllt sind, etwa der Erhalt einer Ware oder Dienstleistung. Und durch die Analyse von Blockchain-Daten lassen sich personalisierte Finanzangebote entwickeln, etwa Kredite für unterversorgte Gruppen, ohne deren Privatsphäre zu gefährden. Dieses Zusammenspiel von Prävention (KI) und Absicherung (Blockchain) schafft ein Finanzsystem, das sowohl effizienter als auch gerechter sein könnte – sofern Datenschutz, Fairness und Zugang mitgedacht werden.

Regulierungen in Europa schwanken zwischen Schutzanspruch und Innovationsbremse

In Europa trifft technologische Innovation auf eine besonders ambitionierte Regulierungslandschaft. Datenschutz, ethische Standards und Verbraucherschutz sind tief verankerte Werte – und gleichzeitig potenzielle Innovationshemmnisse, wenn sie zu strikt oder uneinheitlich umgesetzt werden. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), der Digital Markets Act und der EU AI Act zeigen, wie ernst die EU es mit technologischer Verantwortung meint. Doch insbesondere für Start-ups und kleine Anbieter sind die Hürden hoch: Compliance erfordert Ressourcen, die oft fehlen, und Fragmentierungen zwischen Mitgliedsstaaten erschweren die Skalierung.

Der AI Act etwa stuft KI-Systeme nach Risikoklassen ein und fordert umfangreiche Dokumentation, Transparenz und menschliche Aufsicht – alles sinnvolle Forderungen, die jedoch kleinere Unternehmen überfordern können. Infolgedessen ziehen sich einige Player zurück oder weichen in andere Jurisdiktionen aus. Europa droht dabei, mit dem Wunsch nach Sicherheit seine eigene Innovationskraft zu untergraben. Gleichzeitig zeigen Initiativen wie GAIA-X, Horizon Europe oder Regulatory Sandboxes, dass ein innovationsfreundlicherer Kurs möglich ist – einer, der Vertrauen schafft, ohne Neugier und Mut zu ersticken. Es bleibt ein schmaler Grat: Zwischen Schutz und Fortschritt muss Europa seine Rolle als ethischer Innovationsraum erst noch definieren.

Der wahre Durchbruch hängt nicht von Technik allein sondern von Standards und Vertrauen ab

Technisch ist vieles denkbar, doch noch nicht alles praktikabel. Während die Visionen für KI und Blockchain groß sind, fehlt es oft an Standards, Infrastruktur und Alltagsrelevanz. Viele Projekte befinden sich im Piloten-Stadium oder adressieren Nischen. Die Blockchain selbst kämpft mit Skalierungsproblemen, Komplexität und einer gewissen Skepsis aus den Zeiten des Krypto-Hypes. KI hingegen erlebt einen Boom – aber nicht immer mit Fokus auf Nachvollziehbarkeit oder Fairness. Hier liegt die große Chance: Die Blockchain könnte das fehlende Rückgrat liefern, um aus dem KI-Boom einen vertrauenswürdigen Technologiesprung zu machen.

Was es dazu braucht, sind standardisierte Protokolle, interoperable Plattformen und ein gesellschaftliches Klima, das Technologie nicht blind feiert, sondern sinnvoll gestaltet. Zero-Knowledge-Proofs, föderiertes Lernen und datensouveräne Architekturen sind wichtige Bausteine, um diese Vision Realität werden zu lassen. Entscheidend ist: Es geht nicht nur um Technik, sondern um institutionelles Vertrauen, gesellschaftliche Teilhabe und strategische Steuerung. Wenn Blockchain und KI Hand in Hand gehen sollen, müssen Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam an einem digitalen Gesellschaftsvertrag arbeiten, der Transparenz, Fairness und Innovation nicht gegeneinander ausspielt, sondern intelligent verbindet.

Die nächste Welle digitaler Innovation entsteht an der Schnittstelle von Kontrolle und Kreativität

Der Moment für KI und Blockchain ist da – aber er ist fragil. Der Weg in eine technologische Zukunft, die sowohl effizient als auch gerecht ist, hängt davon ab, ob wir bereit sind, Systeme zu schaffen, die nachvollziehbar, teilbar und überprüfbar sind. Blockchain kann dabei die Struktur liefern, KI die Intelligenz – gemeinsam könnten sie eine neue Klasse von Technologien ermöglichen, in der Vertrauen nicht auf Versprechen, sondern auf überprüfbaren Prozessen basiert. Die Beispiele innovativer Start-ups zeigen: Der kreative Wille ist da, und die Konzepte existieren.

Doch dieser Aufbruch braucht Förderung, Standards und offene Märkte – nicht nur im technischen, sondern auch im politischen und gesellschaftlichen Sinne. Entscheider auf allen Ebenen sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Mut belohnen, ohne Verantwortung aufzugeben. Denn nur so kann die Kombination aus Blockchain und KI zu dem werden, was sie verspricht: Ein Hebel für eine digitalere, transparentere und inklusivere Gesellschaft. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein – nicht technologisch, sondern institutionell.

Quelle: Shutterstock

  1. Huawei: Der Konzern stellte in Shanghai das neue Atlas-950-SuperCluster mit über 500.000 Ascend-Chips vor, das ab 2026 verfügbar sein soll. Huawei behauptet, damit Nvidia-Systeme deutlich zu übertreffen, bis hin zu künftigen NVL144-Rechnern und Musks xAI-Colossus. Nvidia reagierte mit der Einschätzung, dass „der Wettbewerb unbestreitbar angekommen“ sei. Analysten sehen zwar mögliche Übertreibungen, aber auch den klaren Willen Chinas zur technologischen Eigenständigkeit. Parallel verschärft Peking den Druck auf Nvidia durch Untersuchungen und Bestellstopps.

  2. OpenAI: Laut einem Bericht von The Information will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren rund 100 Milliarden US-Dollar für Backup-Server bei Cloud-Anbietern ausgeben. Diese Investition ergänzt die bereits geplanten 350 Milliarden US-Dollar für Servermieten bis 2030. Insgesamt rechnet OpenAI mit durchschnittlich 85 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Serverkapazitäten. Die zusätzliche Infrastruktur soll nicht nur die Versorgung sichern, sondern auch neue Umsätze ermöglichen. Bis 2029 erwartet OpenAI allerdings einen Cash-Burn von rund 115 Milliarden US-Dollar.

  3. Salesforce: Mit „Missionforce“ gründet Salesforce eine neue Geschäftseinheit, die sich auf nationale Sicherheit konzentriert. Unter Leitung von Kendall Collins, CEO von Government Cloud, soll Missionforce KI in Verteidigungs-Workflows für Personal, Logistik und Entscheidungsfindung integrieren. Ziel ist die Modernisierung militärischer Prozesse durch Cloud- und Plattformtechnologien. Salesforce arbeitet seit Jahren mit US-Behörden und allen Teilstreitkräften zusammen. Der Schritt reiht sich ein in eine Welle von Techfirmen, die spezielle Regierungsangebote starten – darunter OpenAI, Anthropic und Google mit stark vergünstigten KI-Lösungen.

  4. OpenAI: Das Unternehmen verstärkt seine Hardware-Offensive, indem es zahlreiche Apple-Veteranen abwirbt, darunter führende Köpfe aus Design- und Fertigungsteams. Federführend ist Tang Tan, früherer Apple-Manager und nun Chief Hardware Officer bei OpenAI. Parallel bindet OpenAI Apples Zulieferer wie Luxshare und Goertek, um eigene Geräte – von smarten Lautsprechern bis zu AI-Brillen – bis spätestens 2027 auf den Markt zu bringen. Für Apple ist dies heikel, da das Unternehmen einerseits Partner von OpenAI bleibt, andererseits aber ein potenter Konkurrent entsteht.

  5. Oracle: Das Unternehmen verhandelt mit Meta über einen mehrjährigen Cloud-Computing-Deal im Volumen von rund 20 Milliarden US-Dollar. Oracle würde zusätzliche Rechenkapazitäten für das Training und den Einsatz von Metas KI-Modellen bereitstellen – ergänzend zu bestehenden Anbietern. Der mögliche Vertrag folgt kurz nach OpenAIs Rekordabkommen über 300 Milliarden US-Dollar mit Oracle und reiht sich in eine Serie von Milliardenabschlüssen ein. Oracle erwartet, dass die gebuchten Umsätze seines Cloud-Geschäfts bald die Marke von einer halben Billion US-Dollar überschreiten.

  1. Microsoft: In Mt. Pleasant, Wisconsin, eröffnete Microsoft mit „Fairwater“ sein bislang größtes und leistungsstärkstes KI-Rechenzentrum. Die Anlage umfasst 315 Hektar, drei Gebäude und hunderttausende NVIDIA-GB200-GPUs, die gemeinsam 10-fache Supercomputer-Leistung liefern. Neben weiteren Fairwater-Standorten in den USA entstehen Anlagen in Norwegen und Großbritannien. Besonderheiten sind ein verteiltes Supercomputing-Netzwerk, geschlossene Flüssigkühlung ohne Wasserverlust und exabytegroße Speicherlösungen. Mit diesen Milliardeninvestitionen positioniert Microsoft Azure als globale KI-Infrastrukturplattform für Training und Anwendungen.

  2. OpenAI: Gemeinsam mit Apollo Research stellt OpenAI neue Evaluierungen für verdeckte Fehlanreize („Scheming“) vor, findet in kontrollierten Tests Anzeichen dafür in Frontier-Modellen und zeigt mit deliberativer Ausrichtung eine ~30-fache Reduktion verdeckter Aktionen (o3: 13%→0,4%; o4-mini: 8,7%→0,3%). Restrisiken bleiben, u. a. durch Situationsbewusstsein und Abhängigkeit von Chain-of-Thought. Scheming wurde in den Preparedness-Rahmen aufgenommen; OpenAI plant cross-lab-Evals, ein 500.000-$-Kaggle-Red-Teaming und setzt die Apollo-Partnerschaft fort. Aktuell kein Hinweis auf abrupten Flip-the-Switch, doch mit wachsender Aufgabenkomplexität steigt das Risiko.

  3. Sequoia Capital: Sequoia sieht in der KI eine Revolution von ähnlicher Tragweite wie die industrielle – mit einem potenziellen Marktwert von bis zu 10 Billionen US-Dollar. Der Fokus liegt auf Start-ups, die KI nicht nur als Generaltechnologie, sondern für spezialisierte Anwendungen in riesigen Dienstleistungsmärkten nutzen. Fünf aktuelle Investitionstrends wurden identifiziert: Agentenbasierte Produktivitätshebel, realweltliche Leistungsnachweise, KI im physischen Raum, steigender Rechenbedarf und der Wandel von Kommunikation und Sicherheit. Besonders zukunftsweisend: KI-Stimmen, langfristiges Gedächtnis und offene Modelle als Weg zu breiter Teilhabe.

  4. Stanford Digital Economy Lab: Eine neue Studie des Teams um Eric Bernielson und Barat von der Stanford University zeigt, dass Künstliche Intelligenz besonders Berufseinsteiger in AI-exponierten Bereichen wie Softwareentwicklung und Marketing betrifft – mit einem Rückgang der Beschäftigung um bis zu 16 %. Ältere Arbeitnehmer bleiben dagegen weitgehend unbeeinträchtigt. Als positive Gegenbewegung sehen die Forscher, dass Jobs, in denen KI zur Erweiterung und nicht zur Automatisierung genutzt wird, sogar an Bedeutung gewinnen. Die Studie basiert auf Echtzeitdaten des Payroll-Dienstleisters ADP.

  5. Vertical AI Playbook: Trotz Milliardeninvestitionen scheiterten 2024 rund 42 % der Unternehmensinitiativen im Bereich Künstliche Intelligenz. Entscheidend ist weniger die Modellqualität als deren Einbettung in Geschäftsprozesse. Erfolgreiche Strategien reichen vom reinen Softwareverkauf über den Erwerb bestehender Betriebe bis hin zu voll integrierten AI-nativen Firmen. Beispiele aus Immobilien, Buchhaltung, Rechts- und Beratungswesen zeigen: Wettbewerbsvorteile entstehen, wenn Workflows neu gestaltet und Margen direkt in der Wertschöpfungskette gesichert werden. Kapitaldisziplin bleibt dabei ebenso kritisch wie operative Umsetzung.

Bewusstseinsforschung

Intelligenz als emergentes Prinzip

Quelle: MLST Podcast

Inhalt: Die Episode kreist um die Grundlagen und die weitreichenden Implikationen des Free Energy Principle als universelle Erklärung für Intelligenz, Bewusstsein und Selbstorganisation. Besonders spannend ist die Diskussion über die Skalierbarkeit von Intelligenz – von Viren bis zu globalen Systemen – und die Frage, ob Bewusstsein notwendig an biologische Substrate gebunden ist oder prinzipiell technisch realisierbar wäre.

Kontext: Der Podcast MLST (Machine Learning Street Talk) beleuchtet regelmäßig die Schnittstellen von Kognitionswissenschaft, KI-Forschung und theoretischer Neurowissenschaft. Die Gastgeber sprechen mit führenden Forschern über fundamentale Prinzipien und aktuelle Kontroversen. Die Gespräche bieten strategisch relevante Einsichten für Entscheider, die den Diskurs zu maschineller Intelligenz und Bewusstsein fundiert verfolgen wollen.

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Mensch sein

Warum unsere Intuition und Emotion uns auch im Zeitalter der KI prägen werden

Quelle: Death To Stock

Die Debatte um die Rolle künstlicher Intelligenz wird derzeit meist entlang der Frage geführt, wie viel von dem, was wir Menschen tun, Maschinen übernehmen können. Angus Fletcher erinnert uns jedoch daran, dass dieser Vergleich in die Irre führt. Denn das menschliche Denken ist kein Rechenprozess – es ist eine narrative, emotionale und körperliche Erfahrung. Diese Dimensionen sind nicht zufällige Beigaben, sondern die eigentliche Quelle von Kreativität und Fortschritt.

AI kann Muster erkennen und Wahrscheinlichkeiten berechnen. Doch das, was wir als Sinn, Serendipität oder Weisheit begreifen, entsteht nicht aus Daten, sondern aus Geschichten. Van Gogh malte nicht, um Kategorien zu bestätigen, sondern um eine neue Perspektive zu eröffnen. Steve Jobs definierte nicht nur Produkte, sondern verband Emotion mit Design. Und Abraham Lincoln hielt Reden, die nicht bloß Informationen transportierten, sondern ganze Gesellschaften bewegten. Es sind genau diese Verknüpfungen von Gefühl, Intuition und Imagination, die Maschinen nicht nachbilden können.

Spannend ist dabei Fletchers Diagnose, dass viele Systeme – Schulen, Unternehmen, sogar Armeen – diese menschliche Intelligenz unterdrücken. Sie trainieren Effizienz, Standardisierung, Messbarkeit. Kurzfristig bringt das Vorteile. Doch langfristig wird so der „innere Maverick“ zum Schweigen gebracht, die Fähigkeit, das Unvorhersehbare in eine sinnvolle Geschichte zu integrieren. Gerade in einer Welt, die sich schneller verändert als jede Planungsabteilung es abbilden könnte, ist diese Form der Kreativität unverzichtbar.

Die eigentliche Herausforderung liegt also nicht darin, AI „menschlicher“ zu machen, sondern unsere eigenen menschlichen Fähigkeiten wieder freizulegen. Intuition ist die Aufmerksamkeit für das Besondere. Emotion ist der Kompass für das, was uns wirklich wichtig ist. Und Vorstellungskraft ist der Mut, Handlungen zu erfinden, die es zuvor nicht gab. Fletcher beschreibt eindrücklich, wie diese Kräfte durch Kunst, Bewegung, Handwerk oder narrative Reflexion gestärkt werden können. Sie sind keine romantische Nebensache, sondern die Grundlage dafür, dass wir wachsen – individuell wie kollektiv.

Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft von Primal Intelligence: Die Zukunft wird nicht davon abhängen, wie leistungsfähig die nächste Generation von Sprachmodellen wird. Sie wird davon abhängen, ob wir es schaffen, unsere Intuition, unsere Imagination und unsere Emotion nicht nur zu bewahren, sondern in Bildung, Arbeit und Gesellschaft neu zu verankern. Denn nur dann werden wir nicht von Algorithmen definiert, sondern von dem, was uns zutiefst menschlich macht.

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Leadership

Herr der Wünsche oder Spielball der Technik

Problemstellung: Viele Unternehmen nutzen generative KI-Tools wie Chatbots oder Texterstellungsdienste, ohne sich über deren rechtliche Auswirkungen im Klaren zu sein. Sie behandeln KI wie einen hilfreichen Assistenten, übersehen jedoch, dass fehlerhafte Daten, mangelhafte Kontrolle oder fehlende Schulungen schwerwiegende Folgen haben können – rechtlich, wirtschaftlich und reputationsbezogen. Der technologische Fortschritt überholt oft die organisatorischen Kontrollmechanismen.

Lösung: Eine verantwortungsvolle Nutzung von KI erfordert drei zentrale Maßnahmen: saubere Datengrundlagen, klare Governance-Strukturen und gezielte Schulungen. Nur so lässt sich vermeiden, dass generative KI-Tools unerwartete oder rechtlich problematische Ergebnisse liefern. Die vorgestellten Fälle – von irreführenden Chatbot-Aussagen über Datenschutzpannen bis hin zu gefälschten Gerichtszitaten – zeigen, wie wichtig es ist, nicht nur auf die Technik zu vertrauen, sondern auch juristische und ethische Rahmenbedingungen einzubeziehen.

Anwendungsbeispiele: Ein prominenter Fall ist Air Canada, das rechtlich für die Aussagen seines Chatbots haftbar gemacht wurde – selbst wenn diese vom Unternehmen nicht autorisiert waren. Ebenso führte bei Samsung die unbedachte Nutzung eines KI-Tools zur Offenlegung von vertraulichem Quellcode. Und in den USA wurden Anwälte sanktioniert, weil sie ungeprüft KI-generierte, aber erfundene Quellen in einem Gerichtsverfahren nutzten. Diese Beispiele verdeutlichen, dass Organisationen die Verantwortung für KI-Ergebnisse nicht abgeben können – auch wenn die Tools von Dritten bereitgestellt werden.

Erklärungsansatz: Die Metapher vom „KI-Genie“ macht deutlich: KI-Systeme sind mächtig, aber auch wörtlich, unvorhersehbar und manchmal gefährlich, wenn man ihre Funktionsweise nicht versteht. Sie folgen präzise den eingegebenen Anweisungen – ob sinnvoll oder nicht. Unternehmen müssen daher die Kontrolle behalten: durch genaue Kenntnis der Datengrundlage, durch Governance-Richtlinien zur KI-Nutzung und durch Schulungen, die Mitarbeitende in die Lage versetzen, Risiken zu erkennen und den richtigen Umgang mit KI zu erlernen.

Fazit: Generative KI kann ein kraftvolles Werkzeug sein – aber nur, wenn Unternehmen die Kontrolle behalten. Wer KI unreflektiert einsetzt, ohne Governance, ohne Datenverständnis und ohne Schulung, riskiert hohe rechtliche und geschäftliche Schäden. Wer hingegen die richtigen Regeln etabliert, macht sich nicht zum Diener der Technik, sondern bleibt Herr über den eigenen „Genie“.

KI-Wende

Oracle überrascht die Welt mit dem größten Comeback der Tech-Geschichte

Kaum jemand hätte es für möglich gehalten, doch Oracle erlebt gerade einen beispiellosen Höhenflug. Jahrelang galt das Unternehmen als „altmodischer IT-Dino“ à la IBM – stabil, aber wenig aufregend. Dann kam der Paukenschlag: CEO Safra Catz präsentierte Quartalszahlen, die sämtliche Prognosen pulverisierten. Anstatt erwarteter 150 Milliarden Dollar kündigte Oracle Vertragsvolumina von fast einer halben Billion Dollar an. Die Börse reagierte begeistert, Larry Ellison stieg zeitweise zum reichsten Mann der Welt auf.

Der Kern dieser Renaissance liegt in einem doppelten Strategiewechsel. Einerseits setzt Oracle auf die Vermarktung von KI-Services für Bestandskunden, andererseits investiert der Konzern massiv in Cloud-Infrastruktur. Deals mit Schwergewichten wie OpenAI bringen Milliardenaufträge, die selbst Amazon, Microsoft und Google ins Schwitzen bringen. Mit „Project Stargate“ entsteht zudem ein gigantisches Netz an Rechenzentren, das an die Dimensionen von Staudämmen und Atomkraftwerken erinnert.

Doch die Euphorie hat auch Schattenseiten. Oracle verbrennt derzeit enorme Summen, die Investitionen ins KI-Zeitalter haben das einstige Cashcow-Geschäft tief in die roten Zahlen gedrückt. Sowohl Oracle als auch Partner wie OpenAI müssen erst beweisen, dass die zugesagten Milliarden tatsächlich langfristig finanziert und umgesetzt werden können.

Ob genialer Befreiungsschlag oder riskantes Hochseilmanöver – eines ist sicher: Oracle ist zurück im Zentrum der Tech-Welt und hat gezeigt, dass man auch mit 81 Jahren noch die Spielregeln der Branche umschreiben kann.

Werben im KI-Briefing

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Und nächste Woche…

... beleuchten wir den aktuellen Stand des Journalismus im Spannungsfeld zwischen technologischem Wandel und wirtschaftlichem Druck. Während Publisher mit automatisiertem News Scraping und unkontrollierter API-Nutzung ringen, stehen etablierte Geschäftsmodelle zunehmend auf dem Prüfstand. Wie sich redaktionelle Arbeit, Monetarisierung und Inhalte im Zeitalter der KI neu denken lassen – und wo dringend neue Strategien gefragt sind, analysieren wir in der kommenden Ausgabe.

Wir freuen uns, dass Sie das KI-Briefing regelmäßig lesen. Falls Sie Vorschläge haben, wie wir es noch wertvoller für Sie machen können, spezifische Themenwünsche haben, zögern Sie nicht, auf diese E-Mail zu antworten. Bis zum nächsten mal mit vielen neuen spannenden Insights.

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