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Die Ereignisse der vergangenen Woche zeigen deutlich, dass die entscheidenden Entwicklungen in der KI aktuell weniger auf technologischer, sondern vor allem auf strategischer und geopolitischer Ebene stattfinden. OpenAIs gigantischer Infrastruktur-Deal mit Oracle macht deutlich, dass die Kontrolle über Rechenleistung, Standorte und Energieversorgung zunehmend darüber bestimmt, wer im Wettlauf vorne liegt. Während die USA versuchen sich mit Deregulierung einen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen, positioniert sich China mit einem internationalen KI-Aktionsplan als globaler Netzwerkakteur.
Zugleich treten die gesellschaftlichen Folgen der KI-Integration immer stärker in den Vordergrund. OpenAI liefert erstmals umfassende Zahlen zur Produktivität durch KI und eröffnet damit eine konkrete Debatte über wirtschaftliche Chancen aber auch Risiken. In Deutschland wird unterdessen deutlich, dass die Integration von KI-Technologien in militärische Anwendungen tiefgreifende ethische Fragen aufwirft. In der kommenden Phase geht es weniger darum, größere Modelle zu bauen, sondern vielmehr darum, die gesellschaftlichen Auswirkungen klug zu steuern.
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Was Sie in diesem Briefing erwartet
News: Sam Altman bestätigt $30 Mrd.-Deal zwischen OpenAI und Oracle, Trump entfesselt neue KI-Offensive in den USA, China präsentiert globalen KI-Aktionsplan bei WAIC, OpenAI veröffentlich Analyse zu Produktivitätsgewinnen durch ChatGPT, Deutschland setzt auf Cyborg-Kakerlaken und KI-Roboter für Kriegsführung, Trump kündigt Exportkontrollen für KI-Chips an & China gelangt trotz Exportverbot weiter an Nvidia-Chips
Deep Dive: Eine lernbereite Kultur entscheidet darüber ob KI zur Chance oder zur Sackgasse wird
In aller Kürze: GPT-5 soll im August erscheinen und kombiniert spezialisierte Submodelle für breitere Einsatzmöglichkeiten, Microsoft wirbt DeepMind-Talente ab und investiert trotz Stellenabbau massiv in KI, Google stellt OpenAI Rechenleistung bereit und stärkt Cloud trotz Konkurrenz durch ChatGPT, Markt für generative KI differenziert sich in Teilbereiche und zeigt erste Konsolidierungstendenzen & OpenAI warnt vor Nutzung von ChatGPT für Therapiezwecke wegen fehlendem Datenschutz
Videos & Artikel: China baut durch staatliche Strategie Weltmarktführerschaft in Schlüsselbranchen systematisch aus, Bericht warnt vor militärischer AGI-Revolution und empfiehlt rasche US-Gegenmaßnahmen, Eric Schmidt sieht KI als neue Epoche und warnt vor exponentiellem Machtzuwachs durch Open Source, US-Techkonzerne investieren massiv in Lobbyarbeit um staatliche KI-Regulierung gezielt auszubremsen & Ökonom warnt vor globaler AGI-Wettbewerbsspirale und fordert frühzeitige politische Gegenmaßnahmen
Impuls: Unternehmerische Resilienz durch Trauma
Umfrage: Halten Sie politische Entscheidungsträger für ausreichend vorbereitet auf die mögliche Entwicklung einer allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI) in den kommenden Jahren?
Meinung: Der “San Francisco Consensus” - Die stille Revolution des Silicon Valley 🌁
Praxisbeispiel: Spezifikationen als neuer Code
YouTube: Europas stärkster Supercomputer erwacht in Jülich zum Leben
News
KI-Infrastruktur
Sam Altman bestätigt $30 Mrd.-Deal zwischen OpenAI und Oracle

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: OpenAI hat offiziell bestätigt, dass es mit Oracle einen Cloud-Vertrag über rund 30 Milliarden US‑Dollar jährlich als Teil des Stargate-Projekts abgeschlossen hat. Der Deal umfasst die Anmietung von 4,5 Gigawatt Rechenzentrumskapazität (etwa die Leistung von zwei großen Dämmen) in den USA, mit dem Ziel, die Infrastruktur für KI-Modelle wie ChatGPT massiv auszubauen. Diese gigantische Infrastrukturplanung beinhaltet den Ausbau in mehreren Bundesstaaten und spiegelt OpenAI’s ehrgeiziges Ziel wider, das US‑Rechenzentrumspotenzial deutlich zu erweitern.
Vertragsumfang: OpenAI mietet 4,5 GW Kapazität bei Oracle, genug für Millionen Haushalte – laut US-Medien entspricht das der Leistung zweier Hoover-Dämme.
Projekteinbindung: Der Deal erfolgt im Rahmen von Stargate, einem Infrastrukturvorhaben mit geplanter Investition von bis zu 500 Mrd. USD in rund zehn Rechenzentren über mehrere Bundesstaaten hinweg.
Finanzielle Dimensionen: Oracle rechnet ab dem Fiskaljahr 2028 mit der vollen Umsatzwirkung von 30 Mrd. USD jährlich, während parallel hohe Kapitalaufwendungen von über 40 Mrd. USD nötig sind, um die Rechenzentren und GPU-Server bereitzustellen.
Warum das wichtig ist: Der Milliarden-Deal zwischen OpenAI und Oracle läutet eine neue Phase im globalen Rennen um strategische KI-Infrastruktur ein. OpenAI reduziert dadurch nicht nur die Abhängigkeit von Microsoft Azure, sondern positioniert sich mit einer eigenen, massiven Rechenkapazität langfristig führend im KI-Markt. Für Oracle eröffnet sich gleichzeitig ein zukunftskritisches Geschäftsfeld, das Innovationsgeschwindigkeit und Marktanteile im KI-Sektor maßgeblich beeinflussen wird. Europa steht nun unter Druck, ähnliche Großinvestitionen zu ermöglichen, um im globalen Infrastrukturwettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten – insbesondere mit Blick auf Energieversorgung, Standortpolitik sowie digitale Souveränität.
De-Regulierung von KI
Trump entfesselt neue KI-Offensive in den USA

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Präsident Trump hat eine weitreichende KI-Strategie vorgestellt, die Amerikas Führungsrolle im globalen Technologiewettbewerb stärken soll. Kern des Plans sind drei präsidiale Verordnungen, die Regulierung abbauen, Genehmigungsverfahren für KI Infrastruktur beschleunigen und den Export amerikanischer KI Produkte fördern. Trump will so eine technologische Überlegenheit der USA gegenüber China sicherstellen und betont, dass künstliche Intelligenz frei von „ideologischer Voreingenommenheit“ entwickelt werden müsse. Kritiker warnen allerdings, dass die Abkehr von Sicherheitsstandards Risiken birgt, während Befürworter vor allem wirtschaftliche Chancen sehen, insbesondere für Tech Konzerne wie Nvidia, Microsoft und Google.
Förderung durch Deregulierung: Die neue US-Strategie sieht vor, Umweltauflagen für Datenzentren deutlich zu reduzieren und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen, um einen schnellen Ausbau der KI Infrastruktur zu ermöglichen und damit amerikanischen Unternehmen im globalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen.
Neutralitätsgebot für KI Modelle: Trump fordert ausdrücklich politische Neutralität für KI-Systeme, um gegen vermeintlich linke Verzerrungen vorzugehen, wodurch Unternehmen, deren KI als ideologisch neutral gilt, künftig bevorzugt Regierungsaufträge erhalten sollen.
Offensive auf internationalen Märkten: Die USA planen, den Export amerikanischer KI Technologien gezielt zu unterstützen, indem Hürden abgebaut werden und US Anbieter aktiv auf Auslandsmärkten positioniert werden, insbesondere um Chinas technologischen Einfluss global einzudämmen.
Warum das wichtig ist: Trumps KI-Offensive markiert einen fundamentalen Strategiewechsel in der amerikanischen Technologiepolitik, der die geopolitische Dimension des globalen KI-Wettbewerbs schärfer akzentuiert als je zuvor. Die Strategie positioniert die USA explizit in einem "Rennen um globale KI-Dominanz" gegen China und setzt dabei auf radikale Deregulierung als Wettbewerbsvorteil - ein klassisches Beispiel für den Silicon Valley-Ansatz, regulatorische Arbitrage zur Marktdominanz zu nutzen. Die Verbindung von Technologieförderung mit kulturpolitischen Kampfbegriffen wie "Woke AI" zeigt, wie Trump innenpolitische Polarisierung strategisch für industriepolitische Zwecke instrumentalisiert. Während diese Deregulierungsstrategie kurzfristig amerikanischen Tech-Giganten zugutekommen dürfte, birgt sie langfristige Risiken: Die Abkehr von Sicherheitsstandards könnte das Vertrauen in amerikanische KI-Produkte untergraben, gerade in einem Moment, wo europäische und andere internationale Partner verstärkt auf ethische KI-Governance setzen. Der Plan offenbart letztendlich das Dilemma zwischen der Notwendigkeit schneller Innovation im systemischen Wettbewerb mit China und dem Bedarf nach verantwortlicher Technologieentwicklung - eine Spannung, die das nächste Jahrzehnt der globalen KI-Governance prägen dürfte.
China
China präsentiert globalen KI-Aktionsplan bei WAIC

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: China hat bei der Welt-KI-Konferenz in Shanghai einen globalen Aktionsplan für Künstliche Intelligenz vorgestellt. Premier Li Qiang kündigte zudem die Gründung einer internationalen Kooperationsorganisation für KI an. Ziel ist es, technologische Entwicklung und Regulierung international abgestimmt zu fördern. Der Plan steht in direktem Kontrast zur US-Strategie, die wenige Tage zuvor veröffentlicht wurde und stark auf nationale Interessen sowie die Eindämmung chinesischen Einflusses fokussiert ist. China signalisiert mit dieser Initiative die Bereitschaft, insbesondere Länder des Globalen Südens technologisch zu unterstützen und sich als multilateraler Akteur zu positionieren.
Technologische Ausrichtung Chinas: China verfolgt mit dem „AI Plus“-Plan einen sektorübergreifenden Ansatz zur Integration von KI-Technologie in Industrie, Gesundheitswesen und öffentliche Verwaltung, wodurch nicht nur die nationale Transformation, sondern auch die Abhängigkeit vom Ausland weiter reduziert werden soll.
Geopolitische Positionierung im KI-Wettlauf: Während die USA auf exklusive Allianzen mit Partnern wie Japan und Australien setzen, nutzt China das Belt-and-Road-Netzwerk, um internationale Unterstützung für sein Modell eines offenen, multilateralen KI-Systems zu gewinnen – auch als Gegengewicht zu westlicher Technologiepolitik.
Signalwirkung für internationale Tech-Eliten: Die Anwesenheit prominenter Akteure wie Ex-Google-CEO Eric Schmidt und positive Äußerungen von Nvidia-CEO Jensen Huang über chinesische KI-Chips unterstreichen Chinas Anspruch, sich als technologische Führungsmacht zu etablieren und globale Standards aktiv mitzugestalten.
Warum das wichtig ist: Chinas KI-Aktionsplan zeigt deutlich, wie sich der geopolitische Wettlauf um technologische Dominanz verschärft. Während die USA ihren Einfluss durch strategische Allianzen absichern, positioniert sich China als multilateraler Akteur und bietet insbesondere Schwellenländern ein alternatives Modell an. Für Europa steigt dadurch der Druck, eine eigenständige technologische und regulatorische Strategie zu entwickeln. Um digitale Souveränität zu sichern und im globalen Wettbewerb nicht an Einfluss zu verlieren, muss Europa aktiv eigene Standards setzen, in kritische Infrastrukturen investieren und belastbare internationale Partnerschaften aufbauen.
Produktivität
OpenAI veröffentlich Analyse zu Produktivitätsgewinnen durch ChatGPT

Quelle: OpenAI
Zusammenfassung: OpenAI hat erstmals Daten zur wirtschaftlichen Wirkung von ChatGPT veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass ChatGPT mit über 500 Millionen Nutzerinnen und Nutzern weltweit nicht nur weit verbreitet ist, sondern auch in wachsendem Maße zur Steigerung der individuellen und sektoralen Produktivität beiträgt. Besonders im Bildungsbereich, der Kundenbetreuung sowie in der juristischen und beratenden Arbeit zeigen sich deutliche Effizienzgewinne. Erste Erhebungen deuten darauf hin, dass generative KI bereits heute reale ökonomische Auswirkungen hat – durch Zeitersparnis, bessere Arbeitsergebnisse und beschleunigte Innovationsprozesse.
Wichtigste Nutzungsbereiche: ChatGPT wird von US-Nutzern hauptsächlich für Lernen (20 %), Kommunikation (18 %) und Programmierung (7 %) eingesetzt. Auch kreative und analytische Tätigkeiten profitieren zunehmend, was ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten signalisiert.
Produktivitätsgewinne in Sektoren: In der juristischen Arbeit erhöhte GPT-gestützte Software die Effizienz um bis zu 140 %, in Callcentern um 14 %. Lehrkräfte sparten durch den KI-Einsatz rund sechs Stunden pro Woche ein, was fast sechs zusätzliche Unterrichtswochen pro Jahr entspricht.
Potenzial für neue Arbeitsformen: OpenAI verweist auf ein neues Gründungsökosystem, in dem KI die Eintrittsbarrieren senkt. Bereits 40 % der US-Kleinunternehmen nutzen KI, und Programme wie Y Combinator melden zweistellige Wachstumsraten bei "AI-first"-Startups.
Warum das wichtig ist: Der Bericht liefert erstmals belastbare Hinweise auf die gesamtwirtschaftliche Hebelwirkung generativer KI. Entscheidend ist, dass die Technologie nicht nur großen Konzernen, sondern auch Einzelpersonen, Lehrkräften und Kleinunternehmen unmittelbaren Nutzen bringt. Damit wird klar: KI kann mehr als Effizienz – sie transformiert Wertschöpfung von unten nach oben. Unternehmen, die jetzt gezielt in KI-Kompetenz und Implementierung investieren, positionieren sich strategisch für kommende Innovationswellen.
Verteidigung
Deutschland setzt auf Cyborg-Kakerlaken und KI-Roboter für Kriegsführung

Quelle: Swarm Biotactics
Zusammenfassung: Deutschland richtet seine Verteidigungsstrategie neu aus und setzt auf modernste Technologien wie Cyborg-Kakerlaken und KI-gesteuerte Roboter. Dabei spielen Start-ups wie Helsing, Europas wertvollstes Verteidigungsunternehmen, eine zentrale Rolle. Die Bundesregierung erhöht bis 2029 das Verteidigungsbudget drastisch und vereinfacht zugleich das Beschaffungswesen für innovative Anbieter. Neben autonomen Fahrzeugen entwickelt Helsing KI-basierte Drohnensysteme. Swarm Biotactics wiederum forscht an Cyborg-Kakerlaken, ausgestattet mit Sensoren und Kameras für verdeckte Aufklärungseinsätze. Diese Kombination aus Innovation und politischen Rahmenbedingungen könnte Deutschland eine führende Position bei militärischen Zukunftstechnologien verschaffen.
Start-up-Förderung: Die Bundesregierung etabliert ein vereinfachtes Beschaffungssystem, das Start-ups besseren Zugang zu Verteidigungsaufträgen ermöglicht. Das beinhaltet Vorauszahlungen und speziell auf EU-Unternehmen begrenzte Ausschreibungen, um Europas technologische Souveränität zu stärken.
Technologische Vorreiterrolle: Helsing entwickelt militärische KI-Systeme wie autonome Fahrzeuge und Drohnentechnologie, die in Echtzeit feindliche Angriffe analysieren und abwehren können. Damit positioniert sich Deutschland als führender Innovationsstandort für autonome Verteidigungssysteme.
Neue Formen biologischer Aufklärung: Swarm Biotactics forscht an lebenden Kakerlaken, die mittels neuronaler Steuerung und technischer Ausrüstung für Spionagezwecke genutzt werden sollen. Diese innovative Form der Aufklärung könnte Einsätze in unzugänglichem oder gefährlichem Terrain revolutionieren.
Warum das wichtig ist: Deutschlands Investitionen in KI und Biotechnologien zeigen, dass militärische Stärke künftig nicht mehr primär durch klassische Rüstung bestimmt wird, sondern durch Innovationskraft und technologische Agilität. Durch gezielte Start-up-Förderung etabliert sich Deutschland als führender Standort für militärische Zukunftstechnologien und erhöht so seine geopolitische Handlungsfähigkeit. Entscheider stehen nun vor der Herausforderung, diese Technologien verantwortungsvoll in Sicherheitskonzepte einzubetten, da technologische Überlegenheit künftig maßgeblich über militärischen Einfluss und politische Gestaltungsmacht entscheiden wird.
Geo-Politik
Trump kündigt Exportkontrollen für KI-Chips an

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Der neue "A.I. Action Plan" der Trump-Administration sieht verstärkte Exportkontrollen für KI-Chips vor, um Chinas Zugang zu amerikanischer Hochtechnologie zu begrenzen. Trotz der Ankündigung bleibt der Plan vage in der Umsetzung: Es fehlt an konkreten Maßnahmen oder verbindlichen Richtlinien. Stattdessen setzt die Regierung auf eine enge Zusammenarbeit mit US-Behörden und globalen Partnern, um langfristig einheitliche Standards zu schaffen. Gleichzeitig bleibt die Linie der Administration inkonsistent – etwa durch jüngste Genehmigungen für Nvidia-Exporte nach China.
Technologie-Schutz versus Marktinteressen: Der Plan verlangt Exportkontrollen sensibler KI-Technologie, setzt aber (noch) auf freiwillige Kooperation mit Verbündeten und eine Prüfung möglicher "Backfill"-Strategien durch Drittstaaten.
Chip-Lokalisierung und Enforcement: Vorgeschlagen wird die Einführung von Chip-Tracking-Funktionen sowie der Aufbau neuer Durchsetzungsstrukturen für Exportverbote – allerdings ohne Zeitplan oder institutionelle Zuständigkeiten.
Widersprüchliche Signale: Trotz des Bekenntnisses zur Abschottung wurden Nvidia und AMD kürzlich wieder Exportlizenzen für KI-Chips nach China erteilt. Auch Bidens AI-Diffusion-Regel wurde kurz vor Inkrafttreten aufgehoben.
Warum das wichtig ist: Die unklaren und teils widersprüchlichen Exportkontrollen der USA erhöhen das Risiko, dass Europa ungewollt zwischen wirtschaftlichen Interessen und geopolitischen Spannungen aufgerieben wird. Europa muss deshalb dringend eigene, klare und verlässliche Regeln für den Technologie-Export etablieren. Nur durch eigenständige Standards und gezielte technologische Investitionen lässt sich verhindern, dass europäische Unternehmen entweder in den Konflikt mit US-Regeln geraten oder wichtige Märkte verlieren. Die Sicherung der digitalen und geopolitischen Souveränität Europas wird damit noch stärker zur strategischen Notwendigkeit.
Exportkontrollen
China gelangt trotz Exportverbot weiter an Nvidia- Chips

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Trotz verschärfter US-Exportkontrollen haben chinesische Unternehmen in den letzten drei Monaten Chips von Nvidia im Wert von mindestens 1 Milliarde US-Dollar geschmuggelt. Betroffen sind insbesondere die leistungsstarken B200-, H100- und H200-Modelle, die für KI-Trainingsprozesse unerlässlich sind. Die Chips wurden über inoffizielle Kanäle, oft in kompletten Server-Racks, in chinesische Rechenzentren eingeschleust. Die Nachfrage nach diesen Chips bleibt trotz der US-Beschränkungen hoch, da sie für fortschrittliche KI-Anwendungen benötigt werden.
Schmuggelnetzwerke und Vertriebskanäle: Chinesische Distributoren aus den Provinzen Guangdong, Zhejiang und Anhui haben B200-, H100- und H200-Chips an Rechenzentrumsbetreiber verkauft. Die Chips wurden oft in vorgefertigten Server-Racks geliefert, die als "Plug-and-Play"-Lösungen beworben wurden. Diese Racks wurden über soziale Medienplattformen wie Douyin und Xiaohongshu angeboten.
Preismodell und Marktstruktur: Der Preis für ein Rack mit acht B200-Chips liegt bei etwa 3 bis 3,5 Millionen CNY (ca. 420.000 bis 490.000 US-Dollar), was einen Aufschlag von etwa 50 % gegenüber den US-Preisen bedeutet. Ein Unternehmen namens "Gate of the Era" soll mehrere hundert dieser Racks verkauft haben, mit einem geschätzten Umsatz von fast 400 Millionen US-Dollar.
Reaktionen von Nvidia und US-Regierung: Nvidia betont, dass die Verwendung von geschmuggelten Chips in Rechenzentren technisch und wirtschaftlich unvorteilhaft sei, da der offizielle Support fehle. Die US-Regierung hat ihre Exportkontrollen verschärft und erwägt, weitere Länder wie Thailand und Malaysia in die Beschränkungen einzubeziehen, da diese als Umschlagplätze für den Schmuggel dienen.
Warum das wichtig ist: Der erfolgreiche Schmuggel der Nvidia Chips zeigt deutlich, wie schwierig es ist, Exportkontrollen bei Hochtechnologie wirksam durchzusetzen. Die anhaltend hohe Nachfrage führt dazu, dass bestehende Regeln leicht umgangen werden und illegale Märkte florieren. Unternehmen müssen künftig verstärkt auf transparente Lieferketten und robuste Kontrollmechanismen achten, um rechtliche Risiken und Imageschäden zu vermeiden. Zudem unterstreicht der Fall, wie wichtig internationale Kooperation ist, um sensible Technologien effektiv zu schützen und illegale Handelswege einzudämmen.
Deep Dive
Eine lernbereite Kultur entscheidet darüber ob KI zur Chance oder zur Sackgasse wird

Quelle: Death to Stock
Wie gelingt kultureller Wandel im Zeitalter künstlicher Intelligenz – und warum entscheidet gerade er über den Erfolg? Noch immer wird KI in vielen europäischen Unternehmen primär als IT-Projekt betrachtet. Doch ohne einen begleitenden Kulturwandel bleibt sie oft wirkungslos. Denn KI verändert nicht nur Prozesse, sondern Denkweisen, Rollen und Verantwortungen – quer durch alle Ebenen. Besonders in etablierten Unternehmen mit starken Hierarchien und eingespielten Routinen stellt KI einen Bruch dar, der Unsicherheit auslöst und Veränderung notwendig macht. Der Schlüssel liegt in einer Kultur, die Offenheit, Lernen und Werteorientierung ins Zentrum rückt. In diesem Deep Dive zeigen wir, wie Unternehmen diese neue Kultur gestalten – und warum sie zur strategischen Grundbedingung für KI-Erfolg wird.
Künstliche Intelligenz fordert ein neues Selbstverständnis von Führung
Führungskräfte sind der Hebel für kulturellen Wandel – und damit für gelingende KI-Transformation. Sie müssen mehr sein als Entscheider: Enabler, Lernbegleiter und Werte-Vorbilder. Gute Führung im KI-Zeitalter bedeutet, technisches Grundverständnis mit strategischem Denken und empathischem Handeln zu verbinden. Das beginnt bei der Kommunikation: Nur wer glaubwürdig vermittelt, warum KI eingeführt wird, schafft Vertrauen. Führungskräfte müssen Ängste ernst nehmen, Feedback aktiv einholen und eine Vision vermitteln, in der Mensch und Maschine sinnvoll zusammenwirken. Ebenso wichtig ist die Vorbildrolle: Wer selbst lernbereit bleibt, Unsicherheiten offen anspricht und Fehler zulässt, schafft psychologische Sicherheit – eine Grundvoraussetzung für Innovation.
Zusammenarbeit und Kommunikation müssen agiler und durchlässiger werden
KI macht Informationen schnell zugänglich – aber nur eine offene Kultur kann diesen Vorteil auch nutzen. Traditionelle Abteilungsgrenzen und Silos stehen einer datenbasierten Arbeitsweise im Weg. Stattdessen braucht es interdisziplinäre Teams, transparente Prozesse und digitale Tools, die kollaboratives Arbeiten fördern. Unternehmen sollten aktiv den Übergang von hierarchischer zu netzwerkorientierter Kommunikation gestalten. Das bedeutet auch: klare Regeln für die Nutzung von KI in der Entscheidungsfindung, eine Balance zwischen Automatisierung und menschlichem Urteil sowie gezielte Förderung von Data Literacy. Entscheidend ist, dass Mitarbeitende verstehen, wie KI funktioniert – und dass ihre Erfahrung weiterhin zählt. So entsteht ein Arbeitsumfeld, in dem Mensch und KI sich ergänzen, statt konkurrieren.
Kulturelle Trägheit und Unsicherheit sind größere Risiken als technische Lücken
Viele KI-Projekte scheitern nicht an der Technologie, sondern an kulturellen Barrieren. Ängste, fehlende Weiterbildung, isolierte Abteilungen oder ein Mangel an ethischer Reflexion verhindern, dass KI ihr Potenzial entfalten kann. Wer Veränderung verordnet, aber nicht begleitet, riskiert verdeckten Widerstand. Erfolgsentscheidend ist daher ein partizipativer Wandel: Mitarbeitende müssen mitreden dürfen, Experimentierräume erhalten und kontinuierlich lernen können. Unternehmen, die den Kulturwandel ernst nehmen, setzen auf interne Multiplikatoren, Pilotprojekte und transparente Kommunikation. Auch ethische Fragen verdienen besondere Aufmerksamkeit: Datenschutz, Fairness und Erklärbarkeit sollten von Anfang an mitgedacht und in klare Leitlinien übersetzt werden – besonders in Europa, wo regulatorische Anforderungen hoch sind.
Zukunftsfähige Organisationen nutzen KI zur Stärkung menschlicher Potenziale
Eine funktionierende KI-Kultur erkennt an, dass Technologie kein Selbstzweck ist. KI kann Routine entlasten – doch Kreativität, Empathie und Urteilskraft bleiben menschliche Stärken. Erfolgreiche Unternehmen fördern diese gezielt und gestalten Übergänge aktiv: durch Qualifizierung, Rollenentwicklung und neue Lernformate. Gleichzeitig wird Führung neu verstanden – nicht mehr als Kontrolle, sondern als Ermöglichung. Wissen ist nicht exklusiv, sondern zirkuliert frei. Zusammenarbeit funktioniert über Hierarchien hinweg. Dabei gilt: Eine starke Kultur braucht ein ethisches Fundament. Unternehmen, die Fairness, Verantwortung und Nachhaltigkeit glaubwürdig leben, gewinnen Vertrauen – intern wie extern. Gerade im europäischen Kontext wird dieser werteorientierte Umgang mit KI zum strategischen Vorteil.
Kultureller Wandel ist der wahre Erfolgsfaktor für künstliche Intelligenz
Technologie allein verändert noch keine Organisation. Erst eine passende Kultur macht KI wirksam – durch Offenheit, Lernbereitschaft und Werteorientierung. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie müssen Kulturarchitekten sein, keine Verwalter alter Systeme. Der Wandel mag herausfordernd sein, doch er ist gestaltbar – und lohnend. Unternehmen, die heute in kulturelle Transformation investieren, sichern sich nicht nur technologische Kompetenz, sondern auch strategische Handlungsfähigkeit, Innovationskraft und Mitarbeiterbindung. Im KI-Zeitalter wird Kultur zur Schlüsselressource. Wer sie bewusst formt, schafft den Nährboden, auf dem KI ihr volles Potenzial entfalten kann.
In aller Kürze

Quelle: Shutterstock
GPT-5: Laut einem Bericht von The Verge plant das Unternehmen, sein neues Sprachmodell GPT-5 bereits im August 2025 zu veröffentlichen. Das Modell soll mehrere spezialisierte Submodelle kombinieren und so vielseitiger einsetzbar sein als bisherige Versionen. CEO Sam Altman kündigte bereits im Februar an, GPT- und o-Modelle zu verschmelzen. Die Veröffentlichung könnte sich je nach Entwicklungsstand, Serverkapazitäten oder Marktgeschehen jedoch noch verschieben. Eine Stellungnahme von OpenAI gegenüber der Presse blieb bislang aus.
Microsoft: Microsoft hat über 20 hochkarätige KI-Fachkräfte von Google DeepMind abgeworben, darunter Amar Subramanya, den früheren Entwicklungschef des Gemini-Chatbots. Die Offensive wird maßgeblich von Mustafa Suleyman geleitet, Mitgründer von DeepMind und heutiger Microsoft-KI-Chef, der gezielt Schlüsselpersonen seines ehemaligen Arbeitgebers rekrutiert. Der Schritt ist Teil eines zunehmend aggressiven Wettrennens um KI-Talent in der Techbranche. Parallel baut Microsoft Stellen ab, um Kapital in die KI-Offensive umzulenken – ein ambivalentes Signal an den Arbeitsmarkt.
Google: CEO Sundar Pichai zeigte sich erfreut über die neue Partnerschaft mit OpenAI, bei der Google Cloud Rechenleistung für die KI-Modelle seines größten Konkurrenten bereitstellt. Trotz der Bedrohung für Googles Kerngeschäft durch ChatGPT bedeutet der Deal einen bedeutenden Wachstumsschub für Google Cloud, das im zweiten Quartal 2025 einen Umsatz von 13,6 Milliarden USD erzielte. Die Zusammenarbeit verdeutlicht den zunehmenden Druck in der KI-Branche, selbst mit Wettbewerbern strategisch zu kooperieren.
AI-Marktübersicht: In den letzten zwölf Monaten haben sich mehrere Teilmärkte im Bereich Generative AI klar herausgebildet. Bei Foundation Models dominieren nun Firmen wie OpenAI, Anthropic, Google, Microsoft und Meta. Auch im Bereich Code, Recht, medizinisches Scribing, Kundenerlebnis und Suche sind die führenden Akteure identifizierbar. Neue Märkte wie Buchhaltung, Compliance, Sicherheit oder Agenten-basierte Workflows stehen vor einer möglichen Konsolidierung. Entscheidend für Markterfolg sind künftig Modellqualität, Go-to-Market-Strategien, Teams und gegebenenfalls Übernahmen.
OpenAI: Sam Altman, CEO von OpenAI, warnt ausdrücklich davor, ChatGPT als therapeutische Unterstützung oder zur emotionalen Beratung einzusetzen, da derzeit keine gesetzliche Vertraulichkeit für derartige KI-gestützte Gespräche existiert. Im Falle eines Rechtsstreits könnte OpenAI gezwungen sein, sensible Gesprächsdaten offenzulegen, was erhebliche Datenschutzbedenken aufwirft. Altman fordert, für KI-Interaktionen dieselben Datenschutzstandards einzuführen, wie sie bei Arzt- oder Anwaltsgesprächen bereits gelten. OpenAI kämpft derzeit gegen eine gerichtliche Anordnung, die Speicherung von Chat-Daten globaler Nutzer vorsieht.
Videos & Artikel
China: Mit der Industriestrategie „Made in China 2025“ hat sich China gezielt in Schlüsselbran zur Weltmarktführerschaft entwickelt. Die Volksrepublik kontrolliert inzwischen rund 90 % der globalen Verarbeitung Seltener Erden und dominiert u.a. die Produktion von Antibiotika, Lithiumbatterien und Windrädern. Auch im Stahlsektor und Schiffsbau liegt China vorn. Ermöglicht wird dies durch staatliche Förderung, niedrige Produktionskosten und strategische Marktabschottung. In vielen dieser Bereiche verdrängt China zunehmend westliche Anbieter vom Weltmarkt.
Stanford Gordian Knot Center: Ein aktueller Bericht warnt, dass Künstliche Allgemeine Intelligenz (AGI) eine technologische Revolution im militärischen Bereich auslösen könnte, vergleichbar mit 10.000 Manhattan-Projekten. Der Erstentwickler einer kritischen AGI-Stufe könnte strategische Vorteile in Cyber-, Informations- und Verteidigungsoperationen erlangen, darunter eine effektive Raketenabwehr. Die USA sollten umgehend Investitionen tätigen, Infrastrukturen für skalierbare KI-Datenzentren schaffen und AGI-getriebene Waffensysteme integrieren. Gleichzeitig ist eine rigorose Kontrolle der Proliferation notwendig, um Chinas Aufholgeschwindigkeit und massive Produktionskapazitäten auszubremsen.
Eric Schmidt: Der frühere Google-CEO Eric Schmidt sprach auf dem RAISE Summit über das von ihm mitverfasste Buch “The Age of AI” und bezeichnete künstliche Intelligenz als Beginn einer neuen Epoche – vergleichbar mit der Aufklärung. Er warnt davor, dass viele Führungskräfte die Geschwindigkeit und Tragweite dieser Entwicklung unterschätzen. Schmidt beschreibt den sogenannten „San Francisco Consensus“: Eine Überzeugung, dass KI-Systeme in drei Jahren durch rekursive Selbstverbesserung exponentiell wachsen. Globale Machtverhältnisse könnten sich dadurch verschieben – insbesondere durch Open-Source-Initiativen aus China.
Lobbying: Seit Beginn des KI-Booms haben fünf große US-Techkonzerne über 100 Millionen Dollar in Lobbyarbeit investiert, um politische Kontrolle zu unterbinden. Ziel ist es, staatliche Eingriffe zu verhindern, insbesondere auf Ebene der Bundesstaaten. Einflussnahme erfolgt auch durch Finanzierung akademischer Forschung, Besetzung staatlicher Stellen und Förderung gesetzgeberischer Narrative, etwa durch Angst vor China. Ein geplanter Gesetzeszusatz hätte US-Bundesstaaten zehn Jahre lang jede KI-Regulierung untersagt – wurde jedoch nach Kritik wieder gestrichen.
Stanford: Angesichts des rasanten Fortschritts in der KI-Entwicklung warnt ein führender Ökonom vor einer globalen Wettbewerbsspirale ohne ausreichende Regulierung und Expertise in staatlichen Institutionen. Besonders im Hinblick auf Artificial General Intelligence (AGI) müsse man mit massiven wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen rechnen. Ein universelles Grundeinkommen könnte notwendig werden, da traditionelle Einkommensmodelle nicht mehr funktionieren. Bildung, Wettbewerbsrecht und internationale Kooperation müssten frühzeitig angepasst werden, um Risiken zu minimieren und Fortschritt gesellschaftlich nutzbar zu machen.
Impuls
Unternehmerische Resilienz durch Trauma

Quelle: The Knowledge Project Podcast
Impuls der Woche: The Knowledge Project – Harley Finkelstein
Inhalt: Der Shopify-Präsident reflektiert, wie familiäre Brüche und die finanzielle Unsicherheit seiner Kindheit seinen kompromisslosen Anspruch an sich selbst geprägt haben. Offen beschreibt er den Einfluss multigenerationaler Traumata und wie diese Erfahrung seinen unbedingten Leistungswillen, aber auch seine innere Unruhe befeuern. Ergänzend gibt er einen ungewöhnlich klaren Einblick, warum Künstliche Intelligenz für Shopify nicht bloß ein neues Tool, sondern eine strategische Infrastruktur für die Demokratisierung des Unternehmertums ist – und warum Führungskräfte AI nicht nur nutzen, sondern reflexhaft in ihre Arbeit integrieren müssen.
Kontext: Der Podcast „The Knowledge Project“ ist bekannt für tiefgründige Gespräche mit führenden Köpfen aus Wirtschaft und Technologie. Das Format vermittelt Strategien und Denkmodelle, die Führungspersönlichkeiten helfen sollen, bessere Entscheidungen zu treffen und ihre Unternehmen resilienter zu gestalten.
Umfrage
Ihre Meinung interessiert uns
Halten Sie politische Entscheidungsträger für ausreichend vorbereitet auf die mögliche Entwicklung einer allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI) in den kommenden Jahren?
- 🏛️ Ja, gut vorbereitet – Ich habe Vertrauen, dass politische Institutionen rechtzeitig und kompetent auf die Herausforderungen von AGI reagieren werden.
- 🛠️ Teilweise vorbereitet – Erste Schritte und Diskussionen sind erkennbar, aber es fehlt an klarer Strategie und tiefem Verständnis.
- 🕰️ Eher unvorbereitet – Politische Reaktionen erscheinen zögerlich, und das Thema AGI wird zu wenig priorisiert.
- 🧱 Nein, völlig unvorbereitet – Die Politik unterschätzt die Tragweite von AGI und hat bislang kaum wirksame Maßnahmen ergriffen.
Ergebnisse der vorherigen Umfrage
Wie beurteilen Sie Ihre digitale Kompetenz im Vergleich zu Ihrem sozialen Umfeld?
🟩🟩🟩🟩🟩🟩 🏅 Deutlich besser
🟨🟨🟨🟨⬜️⬜️ 😊 Etwas besser
⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️ 🤔 Etwas schlechter
⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️ 🚩 Deutlich schlechter
Meinung
Der “San Francisco Consensus” - Die stille Revolution des Silicon Valley

Quelle: Shutterstock
Im Silicon Valley kursiert derzeit eine bemerkenswerte These – intern bereits mit einer gewissen Selbstverständlichkeit als „San Francisco Consensus“ bezeichnet –, die das Potenzial hat, die globale KI-Debatte nachhaltig zu prägen. Dahinter steht die Annahme, dass wir unmittelbar vor einer technologischen Umwälzung durch Künstliche Intelligenz stehen, die binnen weniger Jahre nahezu alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen tiefgreifend verändern wird.
Treiber dieses Narrativs sind prominente Akteure wie Ex-Google-CEO Eric Schmidt und OpenAI-Chef Sam Altman, die ihre Prognosen mit beeindruckender Vehemenz vertreten: Schmidt sieht bereits innerhalb der nächsten drei bis sechs Jahre eine allgemeine KI (Artificial General Intelligence, AGI) entstehen, die alle menschlichen Fähigkeiten zumindest erreicht, wenn nicht gar übertrifft. Altman spricht gar davon, dass Superintelligenz – eine KI mit Fähigkeiten jenseits des menschlichen Verständnisses – noch in diesem Jahrzehnt Realität werden könnte.
Diese ambitionierten Voraussagen mögen zunächst nach futuristischer Überzeichnung klingen. Doch ihre Macht entfaltet sich weniger durch die Genauigkeit der Prognosen als vielmehr durch ihre Fähigkeit, immense Kapitalströme und politische Entscheidungen zu lenken. Das Credo des San Francisco Consensus ist klar: Geschwindigkeit zählt. Wer jetzt nicht investiert, bleibt zurück. Es entsteht eine sich selbst erfüllende Dynamik, in der der Glauben an den Fortschritt diesen maßgeblich beschleunigt.
Diese Haltung ist jedoch nicht nur optimistisch, sondern auch strategisch riskant. Der San Francisco Consensus entzieht sich bewusst einer umfassenden gesellschaftlichen Debatte. Fragen nach Regulierung, ethischen Standards oder einer transparenten Governance werden zwar nicht gänzlich ignoriert, jedoch bestenfalls als sekundäre Hindernisse auf einem ohnehin unumkehrbaren Pfad behandelt. In dieser Logik zählt Schnelligkeit mehr als Reflexion, Wettbewerbsfähigkeit mehr als Verantwortlichkeit.
Genau hier liegt die Gefahr. Der Konsens droht, die Macht über die Entwicklung der mächtigsten Technologie der Menschheitsgeschichte in die Hände weniger Unternehmen und Individuen zu legen, die weder demokratisch legitimiert noch ausreichend transparent agieren. Statt einer pluralistischen Gestaltung der KI-Zukunft könnte eine technologische Elite den Ton angeben, deren Ziele und Werte nicht zwingend im Einklang mit der breiten Gesellschaft stehen.
Deshalb verdient der San Francisco Consensus zwar Aufmerksamkeit, aber auch Skepsis. Es ist höchste Zeit, dass dieser Konsens, der bislang still und fast selbstverständlich vorangetrieben wird, einer breiteren gesellschaftlichen Debatte geöffnet wird. Denn welche Zukunft die Menschheit mit KI erlebt, darf nicht allein in San Francisco entschieden werden.
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Praxisbeispiel
Spezifikationen als neuer Code
Problemstellung: In der heutigen Softwareentwicklung steht häufig der geschriebene Code im Zentrum der Aufmerksamkeit – als greifbares, messbares Artefakt. Doch das eigentliche Problem liegt oft tiefer: Ein Großteil des Mehrwerts entsteht nicht durch den Code selbst, sondern durch strukturierte Kommunikation – also das Erfassen, Vermitteln und Abstimmen von Absichten, Zielen und Anforderungen. Diese Kommunikation ist heute der eigentliche Engpass, besonders wenn KI-Modelle zum Einsatz kommen. Wer nicht präzise kommunizieren kann, wird in Zukunft Schwierigkeiten haben, mit komplexen KI-Systemen effektiv zu arbeiten.
Lösung: Anstatt den Fokus allein auf Code zu legen, rückt das Konzept der Spezifikation ins Zentrum. Spezifikationen sind strukturierte, schriftlich fixierte Absichtserklärungen, die als gemeinsame Referenz für Teams – und zunehmend auch für KI-Modelle – dienen. Ein zentrales Beispiel ist die von OpenAI entwickelte Model Spec, eine in Markdown geschriebene, versionierbare Spezifikation, die die Werte und Ziele definiert, nach denen sich ein Modell verhalten soll. Diese Spezifikation dient sowohl als Diskussionsgrundlage zwischen Menschen als auch als Trainings- und Testmaterial für KI-Systeme.
Anwendungsbeispiele: Eine gut formulierte Spezifikation erlaubt es, ein Modell gezielt zu trainieren oder zu evaluieren – etwa durch deliberative alignment-Techniken, bei denen ein Bewertungsmodell die Antworten eines Testmodells anhand der Spezifikation beurteilt. Auch Rollbacks und gezielte Fehleranalysen, wie etwa im Fall der Sycophancy-Problematik bei GPT-4, lassen sich so fundiert und transparent durchführen. Darüber hinaus können solche Spezifikationen automatisiert in verschiedene Zielartefakte übersetzt werden: von TypeScript über Dokumentation bis hin zu Podcasts.
Erklärungsansatz: Der Paradigmenwechsel liegt darin, dass Engineering nicht mehr primär als Programmierung verstanden wird, sondern als präzise und gemeinsame Beschreibung menschlicher Absichten, die sich in Form von Spezifikationen ausdrücken. Diese Spezifikationen lassen sich ähnlich wie Code modulieren, versionieren, testen und sogar automatisch validieren. Damit wird jeder, der eine Spezifikation schreibt – sei es Entwickler, Produktmanager oder Jurist – zum eigentlichen "Programmierer" in einer Welt, in der Absicht über Syntax steht.
Fazit: Wer Spezifikationen schreiben kann, kommuniziert klarer, arbeitet effizienter und nutzt KI-Modelle besser aus. In einer Zeit, in der Modelle immer leistungsfähiger werden, entscheidet die Qualität der Spezifikation über die Qualität des Ergebnisses. Die wichtigste Kompetenz der Zukunft: Die Fähigkeit, Intentionen präzise und ausführbar zu formulieren.
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Europas stärkster Supercomputer erwacht in Jülich zum Leben
Im Forschungszentrum Jülich entsteht gerade ein Meilenstein europäischer KI-Geschichte: der Supercomputer Jupiter. Seit acht Wochen bereits aktiv, wächst hier Deutschlands erste KI-Fabrik, die ab Jahresende gigantische Datenmengen verarbeiten und künstliche Intelligenz auf einem bisher unerreichten Niveau trainieren wird. Möglich wird dies durch eine völlig neuartige, modulare Containerbauweise, die höchste Effizienz und Nachhaltigkeit verbindet.
Herzstück von Jupiter sind 24.000 parallel arbeitende Grafikprozessoren – derzeit einzigartig in Europa und in dieser Größenordnung sogar weltweit führend. Unternehmen wie das von Softwareentwickler Jörg Herbers profitieren unmittelbar davon, denn durch die europäische Infrastruktur können sensible Kundendaten nun datenschutzkonform verarbeitet und für hochkomplexe Optimierungsprozesse in Bereichen wie Logistik oder Luftfahrt genutzt werden.
Europa verfolgt mit Jupiter ein klares Ziel: die technologische Abhängigkeit von Amerika und Asien reduzieren und gleichzeitig eigene Werte in die KI-Entwicklung einfließen lassen. In den kommenden Jahren entstehen europaweit 13 solcher KI-Fabriken, von denen fünf zu gigantischen Zentren ausgebaut werden sollen. Anwendungsfelder reichen von Medizin über Mobilität bis hin zu Klimaschutz und Bildung – überall dort, wo Europa technologisch eigenständig bleiben will.
Die Herausforderungen sind groß, und Europa steht erst am Anfang einer umfassenden Aufholjagd. Doch mit 2.900 Forschenden, einer Investition von einer halben Milliarde Euro und einem Rechner, der Billionen Operationen pro Sekunde durchführt, setzt Jülich ein starkes Zeichen für Europas digitale Zukunft. Die Vision einer unabhängigen KI „Made in Europe“ beginnt hier Realität zu werden.
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... analysieren wir den KI-Standort Europa – mit einem besonderen Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen und regulatorische Rahmenbedingungen. Wie positioniert sich Europa im globalen Vergleich? Welche Stärken gilt es auszubauen, welche Hürden zu überwinden? Wir beleuchten Initiativen, Erfolgsbeispiele und zeigen auf, was es braucht, um in der KI-Welt nachhaltig mitzugestalten.
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