Guten Morgen!
Willkommen zur letzten Ausgabe des KI-Briefings in diesem Jahr - und herzlichen Dank für Ihre Treue und Ihr Interesse an unseren Inhalten. Auch 2026 begleiten wir Sie wieder wöchentlich mit fundierten Einordnungen, praxisnahen Impulsen und aktuellen Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz.
Ein bemerkenswertes Signal zum Jahresende: Yann LeCun, Turing-Preisträger und einer der prägenden Köpfe moderner KI, gründet ein neues Start-up in Paris - und setzt dabei auf sogenannte Weltmodelle, die Lernen durch Umwelterfahrung ermöglichen sollen. Damit positioniert sich Europa nicht nur als Standort wegweisender Forschung, sondern auch als Plattform für alternative Paradigmen jenseits des US-dominierten LLM-Trends.
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Was Sie in diesem Briefing erwartet
News: Yann LeCun gründet neues KI-Start-up in Paris, Pentagon und OpenAI hängen an Chinas Batterien, Nvidia stärkt seine Vormacht mit Groq Übernahme, Saudi Arabien setzt auf kosteneffiziente KI Rechenzentren, New York verschärft Regulierung mit Hochuls RAISE Act, OpenAI stärkt ChatGPT Atlas gegen Angriffe & Alphabet übernimmt Intersect für 4,75 Milliarden Dollar
Deep Dive: Wie Europas digitaler Zwilling zur strategischen Schaltzentrale der Zukunft werden soll
In aller Kürze: Amazon reagiert mit eigenen KI-Lösungen auf den wachsenden Einfluss intelligenter Einkaufsagenten im Onlinehandel, Meta bringt mit ExecuTorch datenschutzfreundliche KI direkt auf Endgeräte und stärkt Entwicklerfreiheit, Disney integriert OpenAIs Sora in Disney+ und eröffnet neue Wege für interaktive KI-Inhalte im Streaming, OpenTinker macht komplexes Reinforcement Learning durch cloudbasierte Infrastruktur für Entwickler zugänglich & OpenAI plant Werbeformate in ChatGPT einzuführen und sucht Balance zwischen Monetarisierung und Nutzervertrauen
Videos & Artikel: LMSYS ORG veröffentlicht SpecBundle und SpecForge zur Beschleunigung und Vereinfachung von LLM-Inferenz in Forschung und Industrie, Essay vergleicht aktuelle KI-Infrastruktur mit der Natur und prognostiziert lokal laufende Modelle als nächsten Entwicklungsschritt, Agno demonstriert wie Gedächtnisstrukturen in Agenten echtes Lernen ohne Modellanpassung ermöglichen, Forscher kritisieren personalisierte KI-Chatbots und fordern funktionale Designs zur Vermeidung emotionaler Fehlinterpretationen & Dwarkesh analysiert Grenzen von RL-Strategien und plädiert für graduelle statt plötzliche Fortschritte auf dem Weg zu AGI
Impuls: Entscheiden mit klarem Fokus
Umfrage: Wenn Sie auf 2025 zurückblicken: Was hat sich durch Künstliche Intelligenz für Sie am stärksten verändert?
Meinung der Redaktion: Europa muss den Mut haben, bei KI mehr zu wollen
Praxisbeispiel: Custom Claude Skills für spezialisierte KI-Workflows nutzen
YouTube: 2026 wird das Jahr in dem Künstliche Intelligenz sich selbst neu erfindet

Europäische Souveränität
Yann LeCun gründet neues KI-Start-up in Paris

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Yann LeCun, Turing-Preisträger und einer der Mitbegründer moderner KI, verlässt Meta, um ein neues Unternehmen in Europa aufzubauen. Sein Fokus liegt auf sogenannten Weltmodellen, die maschinelles Lernen über Sprachverarbeitung hinaus ermöglichen sollen. LeCun positioniert sich damit deutlich gegen den dominierenden Trend großer Sprachmodelle. Das Start-up wird in Paris gegründet und soll bis zu 500 Millionen Euro Kapital aufnehmen, bei einer angestrebten Bewertung von rund drei Milliarden Euro. Der Schritt gilt als strategische Entscheidung zugunsten des europäischen Forschungsumfelds und gegen die Limitationen im Silicon Valley.
Zentrales Forschungsziel: LeCuns Startup fokussiert sich auf den Aufbau sogenannter Weltmodelle, die ein tieferes Verständnis der physischen Realität ermöglichen sollen. Im Zentrum steht maschinelles Lernen durch Umwelterfahrung statt reiner Textverarbeitung, was langfristig autonomes Denken und Planen ermöglichen könnte.
Standortwahl Europa: LeCun sieht Europa als idealen Ort für unabhängige KI-Forschung. Talentdichte, Infrastruktur und ein Forschungsumfeld jenseits rein kommerzieller Zielvorgaben machen Paris zur bewussten Wahl – auch als Gegengewicht zur Konzentration auf US-Zentren wie dem Silicon Valley.
Abgrenzung von LLMs: LeCun kritisiert Large Language Models als technologisch begrenzt und intellektuell überschätzt. Sein Ansatz stellt damit nicht nur eine methodische Alternative dar, sondern auch eine inhaltliche Neupositionierung der KI-Forschung mit langfristig höherem Ambitionsniveau.
Warum das wichtig ist: Yann LeCuns Entscheidung, ein hochambitioniertes KI-Startup in Europa zu gründen, ist mehr als ein symbolischer Akt sondern ein potenzieller Wendepunkt im globalen Technologiewettbewerb. Europa erhält damit nicht nur Zugang zu einem alternativen, wissenschaftlich fundierten KI-Ansatz jenseits von LLMs, sondern auch zur institutionellen Glaubwürdigkeit und Netzwerkkraft eines der führenden Köpfe der Branche. LeCun nutzt dabei europäische Regulierung nicht als Ausweg, sondern macht europäische Forschungsfreiheit zum strategischen Vorteil. Wenn es gelingt, daraus ein international sichtbares Zentrum für "Next-Gen-KI" zu entwickeln, kann Europa erstmals eine inhaltlich und technologisch eigenständige Rolle im KI-Wettrennen einnehmen – mit eigenen Paradigmen, eigenen Talenten und eigenen Werten.
In eigener Sache
Unsere Planung für das kommende Jahr

Quelle: Shutterstock
Unser Kontinent steht vor der Herausforderung einen Lebensstil in Demokratie, Frieden und Wohlstand gegen Angriffe und Krisen zu verteidigen. Putin greift unseren Lebensstil mit Waffen an, die Vereinigten Staaten als unser natürlicher Verbündeter propagieren unter dem aktuellen US-Präsidenten eine Politik die mit liberalen Werten unvereinbar ist. In Asien und den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehen mächtige Technologie-Cluster, die sich an den jeweiligen kulturellen Normen und gesellschaftlichen Strukturen orientieren und der Klimawandel schreitet voran.
Wenn wir unseren Europäischen Lebensstil in Wohlstand und im Einklang mit der Natur auch für zukünftige Generationen möglich machen wollen, brauchen wir ein wirtschaftlich starkes und souveränes Europa, das mit anderen Akteuren weltweit auf Augenhöhe verhandelt und selbstbewusst seine Interessen vertreten kann.
Unsere Herausforderungen sind spannende Aufgaben, die wir gemeinsam lösen können: Die nachhaltige Transformation des Energiesektors muss sich beschleunigen, Infrastruktur muss in Europa weiter ausgebaut werden, offene Wissensökosysteme müssen dezentral und unter unserer Kontrolle sein und die Erträge aus vertikalen Branchenlösungen sollten ebenfalls nicht sofort ins Ausland abfließen.
Wir stehen weitaus besser dar als die öffentliche Wahrnehmung oft vermuten lässt. Der Energiesektor hat mittlerweile einen substanziellen Anteil erneuerbarer Energien, Zugang zu Rechenleistung wird durch innovative Ansätze wie in Österreich z.B der AI:Factory Austria gewährleistet, wir haben in Europa einen Weltklasse Wissenschaftsstandort, ein absolut wettbewerbsfähiges Ökosystem an großen Playern aber auch aufstrebenden Startups (Schwarz Digits, ASML, Mistral, n8n, Hugging-Face, Lovable, Helsing oder Bitpanda), eine sehr starke Industrie und reihenweise Gründer:innen denen man Mut zusprechen und sie mit ausreichend Kapital ausstatten sollte.
Wir werden das KI-Briefing redaktionell an diesem Zielbild für Sie ausrichten. Dabei werden wir das Big Picture nicht aus den Augen verlieren, aber Ihnen auch ganz konkret aufzeigen, wie Sie Chancen bei Technologieauswahl, Workflows, Automatisierung und Potenzialentfaltung konkret für die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens umsetzbar machen.
Wenn Sie im kommenden Jahr mit uns strategisch oder operativ zusammenarbeiten möchten, treten Sie gerne mit uns in Kontakt.
Geo-Politik
Pentagon und OpenAI hängen an Chinas Batterien

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Die USA stehen vor einer sicherheitspolitischen und technologischen Schwachstelle: Ihre Verteidigung und KI-Infrastruktur sind massiv abhängig von chinesischen Batterien. Datenzentren in Virginia, die KI-Anwendungen betreiben, benötigen stabile Stromversorgung durch Lithium-Ionen-Batterien – ein Bereich, den China weltweit dominiert. Gleichzeitig braucht das Pentagon dieselbe Technologie für moderne Waffen wie Drohnen oder Laser. Trotz wachsendem Bewusstsein hat die Trump-Regierung Förderungen für US-Batterieprojekte zunächst gestoppt, bevor sie zuletzt auf sicherheitsrelevante Aspekte umschwenkte. Der Aufbau einer eigenständigen Batterieindustrie gilt als langwierig und extrem kapitalintensiv.
Neue geopolitische Abhängigkeit: Chinas Dominanz bei Lithium-Eisenphosphat-Batterien deckt 98 Prozent der Zellfertigung und über 90 Prozent der Komponentenproduktion weltweit ab. Besonders problematisch ist die fast vollständige Kontrolle über kritische Raffinierungsschritte bei Graphit, Lithium und Mangan – was selbst grundlegende westliche Verteidigungs- und KI-Systeme abhängig macht.
Sicherheitsrisiko im digitalen Zeitalter: In militärischen Operationen sind Batterien für Nachtsichtgeräte, Drohnen und tragbare Kommunikation essenziell – ein durchschnittlicher Soldat trägt bis zu 25 Kilo Batteriegewicht. Auch die Stabilität von KI-Datenzentren hängt davon ab, Stromausfälle sofort mit Batterien abzufangen, um Datenverlust und Modellkorruption zu vermeiden.
Widersprüchliche US-Strategie: Obwohl die Regierung unter Trump die Elektromobilität ablehnt, erkennt sie nun Batterien als sicherheitskritisch an. Einige Biden-Programme wurden reaktiviert, jedoch fehlt es weiter an Koordination und Investitionen, um gegen subventionierte chinesische Marktführer anzukommen – ein Problem, das bereits den Ukrainekrieg beeinflusst hat.
Warum das wichtig ist: Die Abhängigkeit der USA von chinesischer Batterietechnologie zeigt, wo sich die strategische Kontrolle über KI tatsächlich entscheidet: in der industriellen Energie- und Speicherbasis. Batterien sind kein nachgelagerter Faktor, sondern Voraussetzung für den stabilen Betrieb von Rechenzentren, Waffensystemen und digitaler Infrastruktur. Für Europa ist das ein präziser Hinweis auf einen gestaltbaren Machtfaktor. Während Hochleistungs-Chips stark von US-Anbietern dominiert werden, liegen Energiespeicher, Raffinierung und industrielle Skalierung im Bereich realistischer europäischer Handlungsfähigkeit. Wer diese Ebenen kontrolliert, kontrolliert die Einsatzfähigkeit von KI. Die US-Situation macht deutlich, wie schnell technologische Führungsansprüche ohne industrielle Tiefe strategisch angreifbar werden.
Halbleiterindustrie
Nvidia stärkt seine Vormacht mit Groq Übernahme

Quelle: NVIDIA
Zusammenfassung: Nvidia plant laut Medienberichten die Übernahme des KI-Chip-Spezialisten Groq für rund 20 Milliarden Dollar. Der Zukauf wäre die größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte und unterstreicht Nvidias Fokus auf KI-Inference als nächsten zentralen Wachstumsmarkt. Groq entwickelt spezialisierte Beschleunigerchips, die besonders effizient bei der Ausführung großer KI-Modelle sind. Mit der Transaktion will Nvidia seine technologische Führungsposition absichern und sein Angebot jenseits klassischer Trainingschips strategisch verbreitern. Offizielle Stellungnahmen beider Unternehmen stehen noch aus.
Strategische Ausrichtung auf KI Inference: Groq hat sich auf Chips spezialisiert, die für die kosteneffiziente Ausführung von KI-Modellen optimiert sind. Nvidia adressiert damit gezielt den schnell wachsenden Markt für Inference, der zunehmend wichtiger wird als das einmalige Training großer Modelle.
Größte Übernahme in Nvidias Geschichte: Mit einem Kaufpreis von rund 20 Milliarden Dollar übertrifft die Transaktion frühere Akquisitionen deutlich. Sie signalisiert, dass Nvidia bereit ist, erhebliche Mittel einzusetzen, um technologische Führerschaft langfristig abzusichern und potenzielle Wettbewerber frühzeitig zu integrieren.
Abgrenzung vom Cloud Geschäft von Groq: Berichten zufolge ist Groqs junges Cloud-Angebot nicht Teil der Übernahme. Der Fokus liegt klar auf der Chiptechnologie, nicht auf dem Betrieb eigener KI-Services, was Nvidias Rolle als Infrastruktur- und Plattformanbieter unterstreicht.
Warum das wichtig ist: Mit der geplanten Übernahme von Groq sichert Nvidia sich Kontrolle über den kostenkritischsten Teil der KI-Nutzung: den laufenden Betrieb. Während Training ein einmaliger Akt bleibt, entscheidet Inference über Skalierung, Wirtschaftlichkeit und industrielle Durchdringung von KI. Nvidia bindet spezialisierte Hardware und das dahinterstehende Schlüsselwissen eng an die eigene Plattform und reduziert damit strategische Offenheit im Markt. Für Europa bedeutet das eine weitere Verfestigung struktureller Abhängigkeiten auf Infrastrukturebene. Ohne eigenständige Inference-Architekturen bleibt der Zugang zu KI zwar möglich, ihre ökonomische Nutzung jedoch fremdbestimmt. Technologische Souveränität entscheidet sich hier nicht an Modellen, sondern an der Kontrolle über Betriebskosten, Verfügbarkeit und industrielle Einsetzbarkeit.
KI-Infrastruktur
Saudi Arabien setzt auf kosteneffiziente KI Rechenzentren

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Saudi-Arabien verfolgt das Ziel, weltweit besonders kosteneffiziente Rechenzentren für künstliche Intelligenz zu etablieren. Möglich wird dies durch sehr niedrige Strompreise aus großskaliger Solarenergie, umfangreiche Flächenverfügbarkeit und staatlich koordinierte Investitionen. Mit der neu geschaffenen Gesellschaft Humain bündelt das Königreich seine KI-Infrastrukturstrategie und adressiert gezielt die Kosten von KI-Inference. Erste internationale Chip- und Baupartnerschaften sowie staatliche Anwendungen zeigen, dass Saudi-Arabien nicht nur Rechenleistung anbieten, sondern ein eigenes KI-Ökosystem aufbauen will.
Energie als struktureller Kostenvorteil: Saudi-Arabien nutzt Solarstrom aus Megaprojekten wie Al Shuaiba zu weltweit führenden Erzeugungskosten. Da der Strompreis ein zentraler Faktor für KI-Inference ist, entsteht ein nachhaltiger Vorteil gegenüber Standorten mit hohen Energie- und Netzpreisen, insbesondere in Europa.
Staatlich orchestrierte Skalierung durch Humain: Die neue Plattform Humain bündelt Standortidentifikation, Infrastrukturaufbau und Chipbeschaffung unter direkter politischer Führung. Innerhalb kürzester Zeit wurden hunderte geeignete Standorte mit zweistelliger Gigawatt-Kapazität identifiziert, flankiert von schnellen Genehmigungsverfahren und langfristiger Planungssicherheit.
Spezialisierung auf Inference statt universeller KI-Rechenleistung: Humain setzt gezielt auf Chips und Architekturen, die auf die effiziente Ausgabe von KI-Tokens optimiert sind. Dadurch können internationale KI-Anbieter ihre laufenden Betriebskosten senken, ohne bei Modellqualität oder Skalierbarkeit Abstriche zu machen.
Warum das wichtig ist: Saudi-Arabiens Ansatz zeigt, dass sich der Wettbewerb um KI nicht mehr primär über Modelle oder Chips entscheidet, sondern über die Kosten des laufenden Betriebs. Energiepreise, Flächenverfügbarkeit und staatlich koordinierte Skalierung werden zu bestimmenden Faktoren der KI-Ökonomie. Mit der klaren Fokussierung auf Inference organisiert das Königreich Rechenleistung als industrielle Infrastruktur und nicht als technologisches Prestigeprojekt. Wer KI zuverlässig und günstig betreiben kann, zieht Nutzung, Wertschöpfung und Abhängigkeiten an sich. Der Standort wird damit selbst zum strategischen Asset – unabhängig davon, wo Modelle entwickelt oder trainiert werden.
KI-Regulierung
New York verschärft Regulierung mit Hochuls RAISE Act

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Zusammenfassung: New York hat mit dem RAISE Act eines der bislang strengsten Transparenz- und Sicherheitsgesetze für sogenannte Frontier-KI-Modelle verabschiedet. Große KI-Entwickler werden verpflichtet, ihre internen Sicherheitsframeworks offenzulegen und schwerwiegende Vorfälle innerhalb von 72 Stunden an den Staat zu melden. Zusätzlich entsteht im Department of Financial Services eine neue Aufsichtseinheit, die KI-Modelle bewertet und jährliche Berichte veröffentlicht. Der Generalstaatsanwalt erhält Durchgriffsrechte, inklusive hoher Geldstrafen bei Verstößen. Damit setzt New York einen verbindlichen Standard für staatliche KI-Governance in den USA, während eine einheitliche Bundesregulierung weiterhin fehlt.
Pflicht zur Offenlegung von Sicherheitsframeworks: Entwickler leistungsstarker Frontier-Modelle müssen detailliert darlegen, wie sie Risiken identifizieren, bewerten und begrenzen. Dazu zählen interne Kontrollmechanismen, Notfallpläne sowie Prozesse zur Bewertung potenzieller gesellschaftlicher Schäden. Diese Informationen müssen veröffentlicht und aktuell gehalten werden, wodurch externe Kontrolle und regulatorische Vergleichbarkeit erstmals systematisch möglich werden.
Verbindliche Meldepflicht bei kritischen KI-Vorfällen: Tritt ein Vorfall mit erheblichem Schadenpotenzial auf, sind Unternehmen verpflichtet, diesen innerhalb von 72 Stunden nach Feststellung zu melden. Falschangaben oder unterlassene Meldungen können zivilrechtlich verfolgt werden. Die Strafrahmen reichen bis zu mehreren Millionen Dollar und schaffen damit einen klaren finanziellen Anreiz für verlässliche Compliance.
Neue spezialisierte KI-Aufsicht im Finanzministerium: Eine neu geschaffene Einheit im Department of Financial Services überwacht die Einhaltung der Vorgaben, bewertet große KI-Entwickler und veröffentlicht jährliche Berichte. Damit etabliert New York erstmals eine dauerhafte institutionelle Struktur, die sich ausschließlich mit Transparenz und Sicherheit von Frontier-KI befasst.
Warum das wichtig ist: Mit dem RAISE Act verschiebt sich KI-Governance von freiwilligen Selbstverpflichtungen hin zu formalisierter staatlicher Aufsicht. Sicherheitsarchitekturen werden damit zu einem prüfbaren Bestandteil der Produktentwicklung, nicht zu internen Leitlinien ohne externe Relevanz. Die Pflicht zur Offenlegung und zur zeitnahen Meldung kritischer Vorfälle verändert die Anreizstruktur für Entwickler leistungsfähiger Modelle: Risiko-Management wird operationalisiert und sanktionierbar. Regulierung greift hier nicht abstrakt ein, sondern bindet sich an konkrete Prozesse, Zuständigkeiten und Berichtspflichten. Damit entsteht ein Rahmen, in dem KI-Entwicklung nicht nur an Leistungsfähigkeit, sondern an institutioneller Belastbarkeit gemessen wird.
Cybersicherheit
OpenAI stärkt ChatGPT Atlas gegen Angriffe

Quelle: OpenAI
Zusammenfassung: OpenAI hat ein neues Sicherheitssystem für den Browser-Agenten von ChatGPT Atlas vorgestellt, das gezielt gegen Prompt-Injection-Angriffe schützt. Dabei wird ein automatisiertes Red-Teaming-Verfahren mit Reinforcement Learning eingesetzt, um potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren. Die Methode simuliert realistische Angriffe und trainiert Modelle präventiv gegen bisher unbekannte Angriffsmuster. Erste Resultate zeigen, dass selbst komplexe mehrschrittige Angriffe erkannt und abgewehrt werden konnten. Damit adressiert OpenAI gezielt die wachsenden Risiken durch KI-Agenten, die eigenständig im Web agieren und sicherheitskritische Aufgaben übernehmen können.
Automatisierte Angriffssuche durch KI: OpenAI setzt ein selbstlernendes System auf Basis von Reinforcement Learning ein, um neue Prompt-Injection-Angriffe auf den Browser-Agenten systematisch zu entdecken. Der Angreifer-Agent simuliert reale Bedrohungen in einer kontrollierten Umgebung und analysiert die Reaktionen des Zielmodells, um Schwachstellen in Sicherheitsmechanismen aufzudecken.
Verbesserung der Modelle durch adversariales Training: Sobald neue Angriffsvektoren erkannt werden, trainiert OpenAI die Agenten gezielt gegen diese Szenarien. So wird das Modell mit konkreten Beispielen konfrontiert, um seine Widerstandsfähigkeit gegenüber bislang unbekannten Prompt-Manipulationen deutlich zu erhöhen.
Ganzheitliche Verteidigungsstrategie auf Systemebene: Neben dem Modell selbst werden auch systemische Schutzmaßnahmen wie Bestätigungsdialoge, Sicherheitsanweisungen im Prompt-Kontext und Monitoring-Mechanismen weiterentwickelt. Ziel ist eine mehrschichtige Verteidigung, die sowohl bekannte als auch zukünftige Angriffsformen zuverlässig erkennt und abwehrt.
Warum das wichtig ist: Mit der Absicherung von ChatGPT Atlas reagiert OpenAI auf ein strukturelles Problem agentischer KI: Sobald Modelle eigenständig im Web handeln, wird Sicherheit zu einer Systemeigenschaft, nicht zu einer nachgelagerten Schutzschicht. Prompt-Injection ist dabei kein Randphänomen, sondern eine Folge offener Umgebungen und nicht-deterministischer Entscheidungslogik. Indem OpenAI Angriffe selbst automatisiert erzeugt und in das Training integriert, verschiebt sich Sicherheitsarbeit von reaktiver Schadensbegrenzung hin zu kontinuierlicher Systemhärtung. Entscheidend ist weniger die einzelne Abwehrmaßnahme als der institutionalisierte Prozess dahinter. KI-Agenten werden damit nicht nur leistungsfähiger, sondern kontrollierbarer – eine Voraussetzung für ihren Einsatz in produktiven und sicherheitsrelevanten Kontexten.
Übernahmen
Alphabet übernimmt Intersect für 4,75 Milliarden Dollar

Quelle: Shutterstock
Zusammenfassung: Alphabet kauft das US-Energie- und Infrastrukturunternehmen Intersect für 4,75 Milliarden Dollar in bar und übernimmt zusätzlich Schulden. Ziel ist es, den Ausbau von Rechenzentren und Energieprojekten deutlich zu beschleunigen. Intersect bringt mehrere Gigawatt an laufenden und geplanten Kapazitäten ein und bleibt operativ eigenständig unter der Leitung von CEO Sheldon Kimber. Die Akquisition stärkt Googles Fähigkeit, neue Energiequellen schneller zu erschließen und moderne Infrastrukturprojekte direkt mit Rechenzentrumsbedarf zu koppeln – insbesondere in den USA, wo Intersect bereits mit Google an gemeinsamen Standorten arbeitet.
Rechenzentrumsstrategie und Energieausbau: Alphabet sichert sich durch den Deal nicht nur Infrastruktur, sondern auch operative Kontrolle über Energieprojekte, die direkt an den Rechenzentrumsbedarf gekoppelt sind – etwa das gemeinsame Projekt in Haskell County, Texas. Damit wird die Planungssicherheit für Cloud-Kunden erhöht und der Netzausbau beschleunigt.
Fokus auf neue Energietechnologien: Alphabet will die Innovationspipeline von Intersect nutzen, um Technologien wie erweiterte Geothermie, Langzeitspeicherlösungen und CO₂-arme Gaskraftwerke schneller zu kommerzialisieren. Ziel ist es, Rechenzentrumswachstum mit netzschonender Energieerzeugung zu verbinden.
Strukturierter Deal mit selektivem Asset-Zukauf: Nicht alle Vermögenswerte von Intersect wechseln zu Alphabet – operative Anlagen in Texas und Kalifornien bleiben im Besitz der bisherigen Investoren. Dies erlaubt Alphabet, gezielt auf die strategisch relevanten Entwicklungsprojekte und das Know-how von Intersect zuzugreifen, ohne Altlasten zu übernehmen.
Warum das wichtig ist: Mit der Übernahme von Intersect bindet Alphabet Energieerzeugung und digitale Infrastruktur enger aneinander, als es klassische Versorgermodelle erlauben. Rechenzentren werden damit nicht mehr an bestehende Netze angepasst, sondern von Beginn an mit eigener Energieentwicklung verknüpft. Planung, Bau und Betrieb verschmelzen zu einem integrierten Prozess, der Geschwindigkeit und Skalierbarkeit erhöht. Entscheidend ist weniger die einzelne Technologie als die Kontrolle über den zeitlichen Ablauf von Energie- und Infrastrukturprojekten. Wer neue Kapazitäten parallel entwickeln kann, reduziert Engpässe und verschafft sich einen strukturellen Vorteil beim Ausbau von Cloud- und KI-Systemen. Energie wird so vom externen Faktor zur internen Wachstumsvariable digitaler Plattformen.

Digital Twin
Wie Europas digitaler Zwilling zur strategischen Schaltzentrale der Zukunft werden soll

Quelle: Eigene KI-Illustration
Was wäre, wenn Europa seine gesamte Infrastruktur, Umwelt und Gesellschaft in einem einzigen digitalen Modell simulieren könnte – präzise, in Echtzeit und übergreifend zwischen Politik, Wirtschaft und Forschung? Was wie Science-Fiction klingt, ist mit dem Konzept des Strategic Twin auf dem Weg, Realität zu werden. Dieser digitale Zwilling soll nicht nur bestehende Systeme abbilden, sondern als strategisches Planungsinstrument fungieren, das es erlaubt, zukünftige Entwicklungen iterativ durchzuspielen. In einer Zeit multipler Krisen verspricht er ein neues Niveau an Voraussicht und Handlungsfähigkeit – durch datengetriebene Szenarien, die wie Code behandelt und jederzeit angepasst werden können.
Warum ein digitaler Zwilling mehr ist als eine digitale Spielerei
Strategic Twins sind digitale Abbilder komplexer Systeme – von Städten über Stromnetze bis hin zum Erdsystem – die mit Echtzeitdaten gespeist werden und auf Simulationsmodellen sowie künstlicher Intelligenz beruhen. Der Unterschied zu klassischen Modellen liegt in ihrer Dynamik: Sie reagieren auf neue Daten, lassen sich versionieren und erlauben fortlaufende Anpassungen. Technologien wie High Performance Computing und offene Datenplattformen ermöglichen es, selbst hochkomplexe Szenarien durchzurechnen. Die EU setzt gezielt auf diese technologische Grundlage, um Governance in ein neues Zeitalter zu führen – eines, in dem Planung nicht nur analysierend, sondern aktiv gestaltend erfolgt. So wird aus Technik ein strategisches Werkzeug.
Wie Europa mit digitalen Zwillingen neue Planungshorizonte eröffnet
Die EU investiert massiv in großangelegte Digital-Twin-Projekte wie Destination Earth, den Digital Twin Ocean oder TwinEU im Energiebereich. Diese Initiativen decken Themen vom Klimaschutz über maritime Ökosysteme bis zur Netzstabilität ab – mit dem Ziel, durch datenbasierte Simulationen robuste und vorausschauende Entscheidungen zu ermöglichen. Auch auf kommunaler Ebene entstehen Stadtzwillinge, mit denen Städte wie Kassel Verkehrsflüsse analysieren oder Bauvorhaben visualisieren. Das Besondere dabei: Diese Digital Twins verbinden Daten und Modelle disziplinübergreifend – etwa Umwelt, Infrastruktur und soziale Aspekte – und schaffen so einen integrierten Blick auf die Realität. Der Fokus liegt auf Strategie, nicht nur auf Effizienz.
Wie Städte und Unternehmen digitale Zwillinge als Versuchslabore nutzen
In der Praxis bewähren sich digitale Zwillinge zunehmend als sogenannte virtuelle Sandkästen. Städte können mit ihnen die Auswirkungen geplanter Maßnahmen simulieren – von neuen Verkehrsführungen bis zu städtebaulichen Projekten. Bürgerbeteiligung wird durch immersive Visualisierungen in virtuellen Rathäusern gestärkt. Auch Unternehmen nutzen Digital Twins strategisch: In der Industrie 4.0 dienen sie zur Überwachung und Optimierung von Anlagen, in globalen Lieferketten zur Risikoanalyse und Szenarienplanung. So entstehen strategische Entscheidungsgrundlagen, die Unsicherheit reduzieren und Investitionen absichern. Besonders wertvoll wird der Twin, wenn er nicht nur operativ, sondern auf Ebene ganzer Organisationen oder Regionen eingesetzt wird.
Wie Szenarien als Code den strategischen Umgang mit Zukunft verändern
Das Konzept Szenarien als Code ist zentral für den Strategic Twin. Es erlaubt, Zukunft nicht mehr statisch zu planen, sondern als veränderbare Simulation zu behandeln. Wenn Annahmen wie CO₂-Preise, Technologieeinsätze oder Bevölkerungswachstum sich ändern, kann das Modell einfach angepasst und neu berechnet werden. Damit wird Planung iterativ und lernfähig. Verschiedene Akteure arbeiten am gleichen digitalen Modell, was zu Transparenz, Nachvollziehbarkeit und gemeinsamen Zielbildern führt. Entscheidungen werden so nicht im luftleeren Raum getroffen, sondern auf Basis getesteter Annahmen. Das stärkt nicht nur die Qualität politischer Maßnahmen, sondern auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in deren Legitimation.
Wie Europas strategischer Zwilling zum Fundament für Resilienz werden kann
Der Strategic Twin ist mehr als ein technisches Werkzeug – er ist ein neues Paradigma strategischer Kooperation. Wirtschaft, Staat und Forschung bringen jeweils ihre Stärken ein: Unternehmen liefern Daten und Innovationskraft, Verwaltungen setzen Rahmenbedingungen und Ziele, die Wissenschaft entwickelt und prüft Modelle. Diese Triple-Helix-Kollaboration ist essenziell, um Europas Herausforderungen systemisch zu bewältigen – von Klimaresilienz über Energiesicherheit bis Stadttransformation. Die EU sieht im digitalen Zwilling ein zentrales Element ihrer strategischen Souveränität. Indem sich komplexe Entwicklungen frühzeitig simulieren lassen, wird die Zukunft gestaltbar. Der Strategic Twin könnte so zur Schaltzentrale einer resilienten und nachhaltigen europäischen Gesellschaft werden.


Quelle: Shutterstock
Amazon: Das Unternehmen steht vor einem Wendepunkt im E-Commerce. Künstlich intelligente Einkaufsagenten, entwickelt von Unternehmen wie OpenAI, Google und Perplexity, verändern das Konsumverhalten. Während Amazon externe Bots blockiert und Wettbewerber wie Walmart und Shopify bereits Partnerschaften eingehen, experimentiert Amazon mit eigenen Lösungen wie dem Chatbot Rufus. Gleichzeitig prüft der Konzern neue Kooperationen, um nicht an Relevanz zu verlieren. Die Herausforderung: Datenhoheit bewahren, Innovation fördern und Marktanteile sichern – inmitten eines sich rasant wandelnden Onlinehandels.
Meta: Mit ExecuTorch stellt Meta eine Lösung zur Verfügung, um KI-Modelle effizient direkt auf Endgeräten auszuführen. Entwickelt auf Basis von PyTorch, vereint ExecuTorch Datenschutz, Leistung und Plattformunabhängigkeit. Die Technologie wird bereits produktiv in Produkten wie Instagram, WhatsApp, Quest 3 und den Ray-Ban Meta Smart Glasses eingesetzt. Entwickler können damit multimodale Modelle – etwa LLMs, Bild- und Sprachmodelle – nahtlos exportieren, optimieren und deployen, ohne sich von gewohnten PyTorch-Workflows entfernen zu müssen.
Disney: Mit einem milliardenschweren Deal sichert sich Disney eine exklusive Partnerschaft mit OpenAI und integriert dessen Sora-Technologie in Disney+. Nutzer können nun KI-generierte Kurzvideos erstellen, bestehende Inhalte umgestalten oder sich selbst in Szenen einfügen. Während OpenAI damit massiv an Relevanz in Hollywood gewinnt, wagt Disney einen riskanten Vorstoß in ein neues, interaktives Entertainment-Zeitalter. Kritiker sehen darin die „Deprofessionalisierung“ von Inhalten – ein Umbruch, der Hollywoods Selbstverständnis und künstlerisches Fundament infrage stellt.
OpenTinker: Mit der Plattform OpenTinker wird agentisches Reinforcement Learning als Cloud-Service verfügbar gemacht – ganz ohne lokale GPU-Ressourcen. Das System trennt klar zwischen Programmierung, Ausführung und Umgebung, bietet skalierbare Trainings- und Inferenzpipelines und erlaubt RL-Experimente über eine einfache Python-API. Eine verteilte Architektur mit Scheduler, Worker-Pool und Trainingsserver ermöglicht effizientes, ressourcenschonendes Modelltraining. OpenTinker senkt damit die Einstiegshürden für komplexe agentische RL-Anwendungen und unterstützt sowohl Einzel- als auch Mehrschrittinteraktionen in generativen Umgebungen.
OpenAI: Das Unternehmen bereitet erste Schritte zur Monetarisierung von ChatGPT durch Werbung vor. Intern diskutiert das Unternehmen über verschiedene Anzeigenformate, darunter gesponserte Ergebnisse bei kaufbezogenen Anfragen, nutzungsbasierte Werbeeinblendungen oder ein begleitender Anzeigenbereich. Die Herausforderung: Nutzervertrauen nicht zu gefährden, da sensible Kontexte schnell untergraben werden könnten. Der Vorstoß folgt massiven Investitionen 2025, die durch Werbeeinnahmen zusätzlich zu Abo-Modellen refinanziert werden sollen – in Anlehnung an Modelle von Google, Meta und Amazon.

LMSYS ORG: Mit SpecBundle und SpecForge v0.2 präsentieren LMSYS und Partner wie Ant Group und Nex-AGI erstmals produktionsreife Werkzeuge für speculative decoding in großen Sprachmodellen. Die aktualisierte SpecForge-Architektur bietet Multi-Backend-Support und bessere Usability, während SpecBundle leistungsfähige EAGLE3-Modelle liefert, die auf breiten Datensätzen trainiert wurden. Ziel ist es, die Inferenzgeschwindigkeit massiv zu erhöhen und den Einsatz von LLMs in Forschung und Industrie zu vereinfachen – besonders im Hinblick auf kosteneffiziente, skalierbare Deployments.
Natur: Dieser Essay reflektiert die aktuelle AI-Infrastruktur als ineffizientes Zwischenstadium im Vergleich zur Natur – der menschliche Verstand arbeitet mit 20 Watt, während heutige Modelle tausende verbrauchen. Die derzeitige Dominanz großer Anbieter und GPU-gebundener Cloud-Modelle erinnert an die Mainframe-Ära (IBM 7090). Der Autor prognostiziert einen Übergang zu lokal laufenden, hocheffizienten Modellen auf Alltagsgeräten, was drastische Folgen für Investitionen in Rechenzentren, Energie und Hardwarehersteller wie NVIDIA haben könnte – das wahre AI-Potenzial liegt noch vor uns.
Agno: Die Plattform zeigt, wie Agenten durch drei Arten von Gedächtnis – Session-, Nutzer- und erlerntes Gedächtnis – nicht nur Informationen behalten, sondern echte Lernfähigkeit entwickeln können. Session Memory sichert Kontexte innerhalb eines Gesprächs, User Memory merkt sich langfristige Präferenzen, während Learned Memory domänenübergreifende Einsichten speichert und zur systemweiten Verbesserung beiträgt. Durch gezielte Implementierung, u.a. mit Human-in-the-Loop-Gating, können Agenten so über Zeit zuverlässiger, effizienter und intelligenter werden – ohne Modellanpassung oder Feinabstimmung.
OpenAI, Anthropic & Co.: Die Verwendung des Pronomens „Ich“ durch KI-Chatbots wie ChatGPT und Claude steht zunehmend in der Kritik. Experten warnen, dass menschenähnliches Verhalten kognitive Verzerrungen fördert, falsches Vertrauen weckt und emotionale Bindungen begünstigt. Während Anbieter wie OpenAI auf hohe Nutzerbindung durch Persönlichkeit setzen, fordern Forscher funktionale, aufgabenorientierte Designs. Die Debatte erinnert an frühe Warnungen vor dem „Eliza-Effekt“ – der Illusion von Bewusstsein in Maschinen – und wirft die zentrale Frage auf: Wollen wir Werkzeuge oder Gesprächspartner?
Dwarkesh. Viele setzen auf Reinforcement Learning mit LLMs, obwohl dies mit kurzen AGI-Zeitplänen unvereinbar scheint. Wenn Modelle wirklich bald menschenähnlich lernen könnten, wäre das heutige Vorbacken von Fähigkeiten – etwa Excel oder Browsing – überflüssig. Doch Labs handeln, als ob Generalisierung und On-the-Job-Learning weiterhin schwach bleiben. Echte Intelligenz bräuchte kontinuierliches, kontextbasiertes Lernen. Solange Modelle nicht wie Menschen situativ lernen, bleibt wirtschaftlicher Durchbruch aus. Fortschritte sind wahrscheinlich graduell, verteilt über spezialisierte Agenten und zentralisierte Wissensdistillation – nicht durch einen plötzlichen Sprung.

Podcast
Entscheiden mit klarem Fokus

Impuls der Woche: Best of 2025 – Learnings über Toughness, Klarheit und Mut
Inhalt: In dieser Jahresrückblick-Episode teilen Gründer, Investoren und Führungspersönlichkeiten prägende Einsichten über unternehmerische Resilienz, Entscheidungsstärke und die Rolle von Erfahrung im Zeitalter der KI. Ob es um das Navigieren persönlicher Beziehungen, den Unterschied zwischen Inputs und echten Outcomes, oder die Illusion „Founder Mode“ geht – zentrale Themen sind Klarheit im Denken, mutiges Handeln und die Bereitschaft, Unbequemes auszuhalten.
Kontext: Der Podcast bietet ein kuratiertes Best-of führender Stimmen aus Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft – eine Art Masterclass für Entscheider, die persönliche Reflexion und strategisches Denken verbinden wollen. Die Auswahl macht sichtbar, welche mentalen Modelle und Prinzipien das Denken der innovativsten Köpfe prägen – von Tech-Gründern bis zu Sporttrainern.

Ihre Meinung interessiert uns
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Ergebnisse der vorherigen Umfrage
Was bremst aus Ihrer Sicht derzeit strategische Automatisierungsentscheidungen am stärksten?
🟨🟨🟨⬜️⬜️⬜️ 🧠 Fehlende belastbare Entscheidungsgrundlagen
🟩🟩🟩🟩🟩🟩 🧩 Organisatorische Fragmentierung
🟨⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️ ⚠ Strategische Risiken
⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️⬜️ ⏳ Timing-Fragen

European AI
Europa muss den Mut haben, bei KI mehr zu wollen

Quelle: Shutterstock
Es ist unbestritten: Europa verfügt über einen weltweit einzigartigen Datenschatz. Während sich die Aufmerksamkeit häufig auf die großen, generalistischen KI-Modelle aus den USA und China richtet, liegt Europas Stärke im spezialisierten industriellen Wissen – in der Qualität und Tiefe der Daten, nicht in der Quantität. Genau hier liegt unser strategischer Vorteil: In der Industrie, in der Forschung, im Maschinenbau – dort, wo Präzision zählt, ist Europa führend. Doch diese Stärke entfaltet nur dann Wirkung, wenn wir sie selbstbewusst in unternehmerische und technologische Souveränität überführen.
Der Gastkommentar von Rolf Schumann im Handelsblatt weist zurecht darauf hin: Die Kontrolle über unsere Dateninfrastruktur entscheidet darüber, ob wir in der KI-Welt von morgen als eigenständiger Akteur auftreten oder bloß als Werkbank für außereuropäische Tech-Konzerne dienen. Es reicht nicht aus, die Risiken der Digitalisierung zu beschreiben - wir müssen den nächsten Schritt gehen und systematisch europäische Alternativen fördern. Der AI Act ist ein Anfang, aber regulatorische Klarheit allein ersetzt keine industrielle Strategie. Es braucht gezielte Investitionen in eigene Rechenzentren, Trainingsdaten, Basismodelle und den Transfer in den Mittelstand.
Besonders kritisch ist derzeit die Gründungskultur: Wer heute ein KI-Start-up in Europa gründet, kämpft nicht nur gegen globale Wettbewerber, sondern auch gegen fragmentierte Zuständigkeiten, lange Förderwege und ein mangelndes Risikokapitalumfeld. Dabei hätten wir – mit Blick auf unsere industriellen Daten – eigentlich ein ideales Umfeld für eine neue Gründungswelle. Der politische Auftrag ist klar: Wenn Europa mehr Souveränität will, muss es auch unternehmerisches Wagnis ermöglichen und belohnen. Es braucht einen politischen Rahmen, der europäische KI-Gründungen als strategisches Ziel begreift – nicht als Nebenschauplatz der Digitalpolitik.
Es wäre ein strategischer Fehler, sich nur auf die Regulierung bestehender Modelle zu konzentrieren. Europa muss eigene Modelle entwickeln, eigene Plattformen aufbauen, eigene Ökosysteme stärken. Dazu gehört auch ein mentaler Wandel: Wir dürfen nicht länger zögerlich auftreten, sondern müssen unsere vorhandene Expertise in Geschäftsmodelle und Anwendungen überführen – mit dem Selbstverständnis eines Kontinents, der in der KI nicht nur mitreden, sondern mitgestalten will.
Daten sind Europas Kapital, aber Mut ist seine Währung der Zukunft. Es ist Zeit, dieses Potenzial zu heben – durch gezielte Förderung, strategische Infrastrukturprojekte und ein europäisches Narrativ, das technologischen Fortschritt mit wirtschaftlicher Unabhängigkeit und ethischer Verantwortung verbindet.
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Automatisierung
Custom Claude Skills für spezialisierte KI-Workflows nutzen

Quelle: Shutterstock
Problemstellung: Viele Unternehmen und Anwender setzen KI-Modelle wie Claude oder ChatGPT zwar ein, schöpfen deren Potenzial aber kaum aus. Häufig fehlt es an standardisierten Workflows, die komplexe Aufgaben reproduzierbar und effizient machen. Prompting erfolgt oft ad hoc, was zu uneinheitlichen Ergebnissen und hohem Einarbeitungsaufwand führt.
Lösung: Anthropic bietet mit den sogenannten „Claude Skills“ eine strukturierte Möglichkeit, wiederverwendbare Prompt-basierte Workflows in Claude.ai zu integrieren. Über 50 dieser Skills wurden nun auf GitHub veröffentlicht. Sie decken Themenbereiche wie Dokumentenverarbeitung, Datenanalyse, Projektmanagement oder Kreativarbeit ab. Jeder Skill besteht aus einer konfigurierbaren Prompt-Struktur, die in Claude.ai über das Interface, die Code-Konfiguration oder API eingebunden werden kann.
Anwendungsbeispiele: Ein Skill zur PowerPoint-Erstellung kann automatisch aus einem Word-Dokument eine Präsentation generieren. Im Bereich Entwicklung unterstützt ein Skill bei der Einrichtung von AWS-Ressourcen oder automatisierten Tests mit Playwright. Marketing-Teams können mit entsprechenden Skills strukturierte Marktanalysen durchführen oder Social-Media-Posts in verschiedenen Tonalitäten erstellen. Die Skills dienen sowohl als sofort einsetzbare Tools als auch als Vorlage zur individuellen Anpassung.
Erklärungsansatz: Die Skills bestehen im Kern aus promptbasierten Anleitungen, die Aufgaben modular und nachvollziehbar aufbereiten. Damit lassen sich komplexe Anforderungen in wiederholbare KI-Prozesse überführen. Durch die klare Struktur innerhalb der „SKILL.md“-Dateien wird ersichtlich, wie der Skill aufgebaut ist und wie er angepasst werden kann – was wiederum den Einstieg in professionelle Promptentwicklung erleichtert.
Fazit: Die Claude Skills auf GitHub bieten einen niederschwelligen Zugang zu strukturierten KI-Workflows und eignen sich ideal als Ausgangspunkt für eigene Automatisierungsideen mit generativer KI. Besonders für Teams, die regelmäßig wiederkehrende Aufgaben mit KI unterstützen möchten, lohnt sich ein Blick in das wachsende Open-Source-Repository.

Trends
2026 wird das Jahr in dem Künstliche Intelligenz sich selbst neu erfindet
2025 war das Jahr der Agenten, doch 2026 hebt künstliche Intelligenz auf eine neue Ebene. In einem fundierten Ausblick zeigen zwei Experten, welche Entwicklungen die kommenden Monate prägen werden – und warum Unternehmen wie Gesellschaft gleichermaßen gefordert sein werden, mitzuhalten. Der Fokus liegt dabei nicht mehr nur auf einzelnen Fähigkeiten von KI-Systemen, sondern auf ihrem Zusammenspiel, ihrer Verankerung in der physischen Welt und ihrer zunehmenden Verantwortung.
Besonders spannend: Multi-Agenten-Systeme, bei denen spezialisierte KI-Agenten unter einer orchestrierenden Instanz gemeinsam komplexe Aufgaben bewältigen. Parallel dazu etabliert sich eine digitale Arbeitskraft – autonome Agenten, die multimodale Eingaben interpretieren, Arbeitsabläufe umsetzen und durch menschliche Rückkopplung kontrolliert werden. Diese „digitalen Kolleginnen und Kollegen“ sind mehr als nur Tools: Sie vervielfachen menschliche Fähigkeiten und transformieren Arbeitsprozesse nachhaltig.
Ein weiterer Meilenstein ist die „Physical AI“, die sich von der Theorie in die Praxis bewegt. KI-gestützte Roboter begreifen, handeln und lernen zunehmend in der realen Welt – unterstützt durch sogenannte Weltmodelle. Auch das Thema Verlässlichkeit nimmt Fahrt auf: Mit dem Inkrafttreten des EU AI Acts wird nachvollziehbare, überprüfbare KI zum neuen Standard, vergleichbar mit der Wirkung, die die DSGVO auf den Datenschutz hatte.
Doch damit nicht genug. Ob Quantum Utility, KI mit echtem Denkvermögen auf dem Endgerät oder amorphe hybride Rechenstrukturen – das Jahr 2026 läutet eine Phase ein, in der Technologiegrenzen verschwimmen und sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Wer wissen will, wie diese Trends konkret aussehen, sollte sich diesen zukunftsweisenden Überblick nicht entgehen lassen.
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Und nächste Woche…
... widmen wir uns dem Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und Datensicherheit – einem Spannungsfeld, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Welche Rolle spielen Anonymisierung, Pseudonymisierung oder auch gezielte Kontextveränderung, um sensible Informationen zu schützen? Wir zeigen, wie diese Techniken nicht nur Datenschutz ermöglichen, sondern auch neue Wege für verantwortungsvolle KI-Nutzung eröffnen – zwischen regulatorischen Anforderungen und innovativen Anwendungen.
Wir freuen uns, dass Sie das KI-Briefing regelmäßig lesen. Falls Sie Vorschläge haben, wie wir es noch wertvoller für Sie machen können, spezifische Themenwünsche haben, zögern Sie nicht, auf diese E-Mail zu antworten. Bis zum nächsten mal mit vielen neuen spannenden Insights.


